Coronavirus: Maskenpflicht wird Moskau noch lange begleiten

In Europas größter Metropole Moskau sollen nach dem Kauf eines Maskenherstellers durch die Stadtverwaltung die Menschen dauerhaft Mund-Nasen-Schutz tragen. Diese Pflicht gelte so lange, bis es für die breite Masse einen Impfstoff gebe, sagte Bürgermeister Sergej Sobjanin am Donnerstag der russischen Staatsagentur Tass.

„Verschiedenen Prognosen zufolge wird das zwischen Oktober und Februar nächsten Jahres der Fall sein“, meinte Sobjanin.

In Moskau müssen Masken unter Androhung von hohen Geldstrafen auch auf der Straße getragen werden. In der russischen Hauptstadt werden daher täglich viele Millionen Masken gebraucht – für Spaziergänge, Fahrten mit der U-Bahn und dem Taxi und fürs Einkaufen.

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Russland hat mit aktuell 441.100 Corona-Fällen die meisten Infektionen in Europa. Knapp die Hälfte davon entfällt auf Moskau, wo es wochenlang strenge Ausgangssperren gab.

Fast 9000 Neuinfektionen

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Sobjanin verteidigte einmal mehr sein Vorgehen. „Man soll sich nicht nur auf die Meinung von Experten, sondern auch auf die eigene Intuition verlassen“, meinte er. Der Kreml mahnte zur Vorsicht bei langfristigen Prognosen zur Entwicklung der Corona-Epidemie.

Die Moskauer Stadtverwaltung hatte im Frühjahr den größten Maskenhersteller des Landes gekauft, um den Bedarf an Schutzausrüstung in Eigenregie decken zu können. Sobjanin steht auch in der Kritik, die Millionenmetropole mit neuen Pflastersteinen ausgelegt und sich daran bereichert zu haben.

Auch am Donnerstag meldeten die russischen Behörden erneut landesweit mehr als 8.800 Corona-Neuinfektionen. Mehr als 204.600 Menschen galten als wieder genesen. 5.384 infizierte Patienten starben. Im Vergleich zu anderen Ländern gilt die Sterberate in Russland als sehr gering. Die Behörden wiesen zuletzt mehrfach Berichte vehement zurück, wonach diese Statistik geschönt sei.

In der nordrussischen Stadt St. Petersburg gab es mit Stand Donnerstag nach der offiziellen Statistik in der gesamten Pandemiezeit insgesamt nur 264 Corona-Todesfälle. Allerdings hatten die Behörden mitgeteilt, dass allein im Mai die Zahl der Todesfälle insgesamt mit 6.400 um 32 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat stieg. Im April hatten die Behörden 5.300 Sterbefälle aufgelistet. Diese Daten legen den Schluss nahe, dass in der Corona-Pandemie deutlich mehr Menschen gestorben sind als in der offiziellen Statistik angegeben.

Russland zählte lange nur die Corona-Todesfälle, bei denen die Lungenkrankheit Covid-19 zweifelsfrei die Todesursache war. Wer das Virus hatte, aber etwa an Herzstillstand starb, kam nicht in die Statistik. Das Gesundheitsministerium empfahl zuletzt, auch diese Fälle – wie international üblich – in die Statistik aufzunehmen.

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