Coronavirus: Massive Engpässe bei häuslicher Pflege in Deutschland

Der Wegfall osteuropäischer Pflegekräfte in der Corona-Krise führt in Deutschland nach Angaben von Verbänden zu dramatischen Engpässen in der häuslichen Pflege.

„Aus Angst vor dem Coronavirus verlassen viele Betreuungskräfte Deutschland, neue kommen kaum nach“, erklärte der Sozialverband VdK am Dienstag in Berlin.

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Ähnlich problematisch werde es für die Familien, wenn die professionelle ambulante Pflege wegbreche. Alten- und Pflegeheime seien voll. Wenn deshalb berufstätige Angehörige einspringen, „brauchen sie massive Unterstützung“, erklärte VdK-Präsidentin Verena Bentele. Die Regelungen zur Kurzarbeit müsste auf diese Personen ausgedehnt werden. Dann könnten Berufstätige zeitweise aus dem Job aussteigen, wären abgesichert und müssten sich keine Sorgen um ihr Auskommen machen.

Haushaltshilfen, vorwiegend aus Osteuropa, versorgen laut VdK in Deutschland zwischen 300.000 und 500.000 Pflegebedürftige zu Hause. Genaue statistische Daten liegen nicht vor. Gut drei Viertel, das sind 2,59 Millionen aller Pflegebedürftigen, werden derzeit zu Hause versorgt, davon 1,76 Millionen in der Regel allein durch Angehörige.

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Zuvor hatte bereits der Verband für häusliche Betreuung und Pflege (VHBP) erklärt, die Betreuungskräfte blieben aus Angst vor Corona, langen Wartezeiten an den Grenzen und der herrschenden Unsicherheit zu Hause. „Wir müssen damit rechnen, dass nach Ostern 100.000 bis 200.000 Menschen schrittweise nicht mehr versorgt sind“, erklärte VHBP-Geschäftsführer Frederic Seebohm. Nur zehn Prozent der osteuropäischen Pflegekräfte seien legal in Deutschland und würden durch Vermittlungsagenturen betreut.

Linken-Chef Bernd Riexinger erklärte: „Das Desaster, dass sich in den nächsten Wochen in der häuslichen Pflege abspielen wird, ist die direkte Folge aus einer total verfehlten Pflegepolitik der letzten 20 Jahre.“ Für eine sofortige Hilfe müssten alle, „die zur Zeit nicht sozialversichert in der häuslichen Pflege beschäftigt sind, die Möglichkeit bekommen, die Grenze weiterhin zu überqueren“, forderte er. „Ihnen muss schnell und unbürokratisch die systemrelevante Leistung anerkannt werden.“

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