Coronavirus – Online-Emotionen: Weniger Angst und Wut, mehr Trauer

Welche Emotionen Österreicher in Zeiten der Coronakrise auf Twitter oder in den Online-Foren von „derstandard.at“ an den Tag legen, haben Wissenschafter des Complexity Science Hub (CSH) Vienna analysiert.

Nach einem merklichen Anstieg der Ängstlichkeit zu Beginn hat sich die Situation wieder etwas normalisiert. Insgesamt äußern sich Menschen weniger ängstlich und wütend, dafür aber trauriger.

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Schon in einer ersten Auswertung Ende März konnte die Forschungsgruppe um Hannah Metzler und David Garcia auf Twitter zeigen, wie sich Ängste und Sorgen der Menschen im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie und den damit verbundenen Maßnahmen widerspiegeln.

Nach dem ersten nachgewiesenen Covid-19-Fall in Österreich haben auf allen nun weiter analysierten Plattformen – die Forscher untersuchten zusätzlich derstandard.at und eine Plattform für 18- bis 28-Jährige – Ausdrücke von Angst in den Postings zugenommen, sagte Metzler zur APA.

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Das pendelt sich jedoch nun wieder langsam um den Durchschnittswert des vergangenen Jahres ein. „Die Menschen habe sich scheinbar irgendwie an die Situation gewöhnt“, so die Forscherin.

Rund um die Bekanntgabe der ersten Maßnahmen zur Eindämmung der Epidemie gingen Ausdrücke von Ärger, Frustration und Wut „ziemlich stark“ zurück.

Sowohl auf Twitter, wie auch im Online-„Standard“ gibt es regen Austausch über das Tagesgeschehen in Österreich, man könne also fast sagen, „dass sich die User dieser Plattformen weniger ärgern also sonst“. Warum dem offenbar so ist, lasse sich laut Metzler jedoch schwer festmachen, denn die Analysen zeigen nur Zusammenhänge auf und geben keine Auskunft über Ursachen.

„Schlecht“, „alleine“ oder „sorry“

Ein gleichzeitig mit den Einschränkungen einsetzender Trend seien zunehmend Ausdrücke von Traurigkeit, die die Wissenschafter beispielsweise über das gewichtete Erwähnen von Worten wie „schlecht“, „alleine“ oder „sorry“ abschätzen.

Dies sei mittlerweile über längere Zeit recht beständig zu beobachten und könnte darauf hinweisen, dass sich hier ein längerfristiges Problem in der Gesellschaft auftut. Metzler: „Man müsste überlegen, ob das psychologische Auswirkungen für Menschen mit sich bringt, wenn man so viel einsam zuhause ist oder dort mit Kindern und Co sehr viel mehr Dinge gleichzeitig zu managen hat.“

Es zeige sich aber auch in der Coronakrise wieder, dass Menschen in derartigen Situationen durchaus mit Empathie und Hilfsbereitschaft reagieren. Der Effekt stellte sich laut den CSH-Analysen vor allem auf Twitter und weniger auf derstandard.at ein.

Dort suchen die Nutzer vermutlich mehr den Diskurs, etwa über Pro und Contra der Maßnahmen, und nicht so sehr die persönliche Vernetzung, so eine Vermutung der Forscher, die flächendeckend einen leichten, aber beständig wirkenden Anstieg positiver Emotionsäußerungen orten.

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