Coronavirus: Proteste gegen zu schwache Lockerungen in Italien

In Italien wächst der Unmut gegen die italienische Regierung, wegen der als zu schwach empfundenen Auflockerung des Produktionsstopps und der Ausgangssperre ab dem 4. Mai.

Lediglich die Industrie und die Baubranche können ab dem 4. Mai wieder ihre Tätigkeit aufzunehmen, unzählige Wirtschaftsbereiche, darunter der Kleinhandel, der Tourismus und die Gastronomie, liegen weiter lahm.

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„Viele exportorientierte Unternehmen verlieren Marktquoten. Die Gefahr ist, dass sie nicht mehr wiedereröffnen können. Man bewahrt nicht die öffentliche Gesundheit, indem man Unternehmen schließt. Natürlich werden Unternehmen alles Erdenkliche zum Schutz ihrer Arbeitnehmer erhalten“, sagte Italiens Industriellenchef Carlo Bonomi.

„Die Regierung verschiebt die Wiedereröffnung der Geschäfte, des Tourismus und der Gastronomie. Jeder Tag Schließung verursacht enorme Schäden und setzt die Zukunft von Unternehmen und Arbeitsplätze aufs Spiel“, kritisierte der Präsident des Handelsverbands Confcommercio, Carlo Sangalli.

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Er forderte ein Treffen mit der Regierung um die Wiedereröffnung zu diskutieren. Er forderte hinzu Stützungsmaßnahmen für die von der Coronavirus-Krise am stärksten betroffenen Wirtschaftssektoren.

Die italienische Gastronomie protestiert gegen den Beschluss der Regierung in Rom, den Stopp für die Branche bis 1. Juni zu verlängern. Die Gefahr sei der Kollaps des ganzen Sektors, der seit Beginn der Coronavirus-Pandemie bereits Verluste in der Größenordnung von 34 Mrd. Euro gemeldet hat.

„Wahrscheinlich ist es nicht klar, dass man den Gastronomiebereich zur Schließung verurteilt. Über 50.000 Betriebe werden schließen und 350.000 Menschen werden ihre Arbeit verlieren. Diese Lage betrifft Cafes, Restaurants, Pizzerien und die ganze Freizeitindustrie. Auch für Badeanstalten gibt es keinen Termin für den Neustart“, hieß es in einem am Montag veröffentlichten Appell des italienischen Gastronomieverbands FIPE.

Kritik muss Premier Giuseppe Conte auch aus seiner eigenen Regierung hinnehmen. „Wir hatten uns mehr Mut erwartet, wir hätten mehr wagen sollen. Man kann nicht weiterhin das produktive System stoppen. Jeder Tag, an dem die Produktion gestoppt wird, bedeutet Wettbewerbsverlust für das ganze Land. Vielen Unternehmen droht die Pleite, andere werden mit weniger Mitarbeitern öffnen“, kritisierte die italienische Landwirtschaftsministerin Teresa Bellanova.

Auch Kirche protestiert

Kritik ertönt auch von der italienischen Bischofskonferenz. Die italienische Kirche protestiert gegen die Regierung in Rom, die auch in der „Phase 2“ nicht die Genehmigung für die Zelebrierung von Messen mit Gläubigen und Trauerzeremonien im größeren Kreis gegeben hat. „Die italienischen Bischöfe können nicht zulassen, dass die Religionsfreiheit eingeschränkt wird“, heißt es in einem Schreiben der italienischen Bischofskonferenz CEI.

Italien hebt ab dem 4. Mai eine Reihe von Beschränkungen auf, allerdings weniger als sich die Italiener erhofft hatten.

So erlaubt die Regierung etwa wieder mehr Sport im Freien und mehr Bewegungsmöglichkeiten in der eigenen Region. Auch die Wirtschaft soll in mehreren Etappen starten. Italiens Schulen bleiben aber bis zu den Sommerferien geschlossen, sie öffnen erst im September wieder.

Italien registrierte seit Februar mehr als 26.600 Corona-Tote. Insgesamt zählte der Zivilschutz fast 200.000 Menschen, die sich mit dem SARS-CoV-2-Erreger infiziert haben – es gibt aber eine hohe Dunkelziffer.

Nach Wochen des steilen Anstiegs der Zahlen gab es dennoch zuletzt positive Signale. So entspannte sich die Lage in den lange überfüllten Krankenhäusern.

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