Crypto-Affäre: Ministerin Tanner ortet „großen Aufklärungsbedarf“

Österreich ausspioniert? Auch heimische Behörden sind verschwiegen

Zu den Enthüllungen über das jahrzehntelange Ausspionieren Dutzender Staaten durch den US-Auslandsgeheimdienst CIA und den deutschen Bundesnachrichtendienst BND zeigen sich Behörden hierzulande weiter sehr zurückhaltend.

Eine offizielle Bestätigung, ob Österreich die manipulierten Geräte der Schweizer Firma Crypto AG verwendet hatte, steht nach wie vor aus. Experten gehen davon aus, dass dies der Fall war.

Das Verteidigungsministerium will den Fall nicht kommentieren. Ressortchefin Klaudia Tanner (ÖVP) betonte aber in der ZiB2 am Mittwoch, dass es „ohne Zweifel in dieser Angelegenheit großen Aufklärungsbedarf“ gebe. Auch der Neos-Abgeordnete Douglas Hoyos forderte „dringende Aufklärung“.

Die Tageszeitung Presse berichtete unter Berufung auf einen ehemaligen Diplomaten, die Geräte der von BND und CIA gemeinsam betriebenen Crypto AG seien in den 1970ern sowohl in Wien als auch in „ausgewählten Botschaften“ im Einsatz gewesen sein. Auch früheren Angehörigen des Bundesheeres seien die Crypto-Apparate noch ein Begriff. Das Außenministerium betonte, dass zumindest für die 1980er Jahre ausgeschlossen werden könne, dass Verschlüsselungsgeräte von Crypto eingesetzt worden sind. Die Manipulation sollen den ausländischen Geheimdiensten das Abhören der Kommunikation in zahlreichen Staaten ermöglicht haben.

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Laut einem CIA-Dokument, aus dem das ZDF zitierte, hat Österreich das entsprechende Sprachverschlüsselungsgerät MCC 314 in den 1970ern gekauft, aber nach Angaben des an der Recherche beteiligten ZDF-Redakteurs Ulrich Stoll erkannt, dass die Geräte manipuliert waren. Unklar ist, wann Österreich die Praxis durchschaut hat und ob bis dahin geheime Informationen an CIA und BND abflossen.

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