„Da habe ich jetzt schon Blut geleckt”

Stefan Pohl spielt in der ORF-Stadtkomödie „Die Lederhosenaffäre“ die Hauptrolle

Neben Stefan Pohl (l.) sind in der ORF-Stadtkomödie u.a. Josephine Bloeb (r.), Erwin Steinhauer und Christine Neubauer zu sehen.
Neben Stefan Pohl (l.) sind in der ORF-Stadtkomödie u.a. Josephine Bloeb (r.), Erwin Steinhauer und Christine Neubauer zu sehen. © Wolfgang Pohn

Bisher kennt man den Vorarlberger Schauspieler Stefan Pohl (40, „Grenzgänger“) vor allem aus ernsten Filmen. In der ORF-Stadtkomödie „Die Lederhosenaffäre“ stellt er am Mittwoch (20.15 Uhr, ORF 2) als ewiger Anwaltsanwärter Konstantin seine Komödientauglichkeit unter Beweis und findet sich in Innsbruck mitten in einem Streit um die Herkunft der Krachledernen wieder.

Wer hat jetzt die Lederhose erfunden, die Österreicher oder die Bayern?

Schwierig zu sagen. Da müsste man ganz genau recherchieren, um nur ja niemanden vor den Kopf zu stoßen.

Tragen Sie selbst auch manchmal eine?

Seit der „Lederhosenaffäre“ hängt eine Original-Kurze, die auch im Film vorkam, bei mir im Kleiderkasten. Ich habe sie bisher noch nicht getragen, aber da kommen bestimmt noch Gelegenheiten.

Wie sind Sie zur Schauspielerei gekommen?

Das war ganz klassisch im Gymnasium, da gab´s eine Schulspielgruppe. Ich war eigentlich im Volleyball-Team, aber als die Theaterleute für „Andorra“ Statisten gesucht haben, habe ich mitgemacht. Die Folge davon war, dass ich im Jahr darauf nicht mehr Volleyball gespielt habe, sondern mich in der Theatergruppe engagiert habe. Dann durfte ich den Romeo in „Romeo und Julia“ spielen und da war´s endgültig um mich geschehen. Nach der Matura bin nach Wien und habe Schauspiel studiert.

Man kennt Sie aus Krimis wie „Die Toten vom Bodensee“ oder „Soko Donau“. Wie war es, eine leicht verrückte Komödie zu drehen?

Als ich die Anfrage bekam und das Buch gelesen und gemerkt habe, dass meine Rolle doch recht groß ist, nämlich die Hauptrolle, habe ich schon einmal geschluckt. Die Lust war aber sofort da und auch die Herausforderung. Mein Glück war, dass ich am Vorarlberger Volkstheater schon viel in Komödien gespielt und zum Teil auch inszeniert habe. Auf dieser Erfahrung habe ich aufgebaut. In der Komödie sind Timing und Zusammenspiel sehr wichtig und eine gute Mischung zu finden, damit es nicht zu überhöht ist, aber auch nicht zu klein gemacht wird.

Konnten Sie auch eigene Ideen einbringen?

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Ja, absolut. Die Zusammenarbeit mit Regisseur Markus Engel war wunderbar. Er hatte eine klare Vorstellung, war aber trotzdem offen für Vorschläge oder Ideen. Am Set sind immer wieder lustige, komische Situationen entstanden, die er dann verwendet hat. Das fand ich irrsinnig gut. Eine sehr befruchtende Zusammenarbeit.

Sie sind verheiratet, haben zwei Kinder. Im Film schlüpfen Sie in die Rolle des „Berufsjugendlichen“ Konstantin, der noch bei Mama wohnt und im Leben nicht weiterkommt. Wie hat sich das angefühlt?

Das war schon sehr spannend. Ich komme ja aus einer Großfamilie, habe sechs Geschwister. Mein jüngster Bruder war recht lange zuhause bei Mama. Da haben mich dann schon ein paar Situationen im Film daran erinnert.

Und dann ist da noch eine Liebesgeschichte oder eigentlich mehrere …

Eine wunderbare Geschichte: Konstantin sieht seine Jugendliebe wieder und verfällt sofort in alte Muster. Er denkt, sie sei die Frau seines Lebens. Man läuft oft romantischen Vorstellungen hinterher oder stellt sich vor, wie Dinge zu sein haben und verliert darüber den Blick auf das Naheliegende. Konstantin merkt gar nicht, dass direkt in seinem Umfeld jemand ist, der genauso sein Herz erwärmen kann.

Die Tiroler gehen im Film für die Lederhose auf die Straße, Social media und krumme Geschäfte mit dem Tourismus werden aufs Korn genommen. Sind wir so traditionsverbunden, dass es in einen Freiheitskampf á la Andreas Hofer ausarten könnte?

Ich denke, dass die Österreicher grundsätzlich schon sehr traditionsverbunden sind und ich glaube, dass so etwas in bestimmten Kreisen und Situationen zum Streit führen kann. Im Film ist das natürlich überspitzt dargestellt. Man darf auch nicht vergessen, dass ein großer Austausch zwischen den Kulturen herrscht und vieles gegenseitig übernommen wird. Das ist eine Entwicklung. Man kann und soll versuchen, den Dingen auf den Grund zu gehen, aber man sollte dabei auch offen bleiben.

Sie verteilen im Film in Ritterrüstung Flugzettel. Hatten Sie selbst auch Studentenjobs wie diese?

Ja, ich habe tatsächlich während des Studiums Flyer verteilt und dabei Leute auf der Straße angesprochen. Und ich habe in Umfrageinstituten telefoniert und Marktforschung gemacht.

Sind es in Zeiten wie diesen gerade solche heiteren Komödien, die die Menschen brauchen?

Ja, das finde ich schon. So eine Komödie zu sehen, ist unheimlich viel wert, weil es die Menschen rausholt und schmunzeln lässt und nicht auch in dieser schwierigen Zeit noch runterzieht und noch trauriger werden lässt. Was mich erstaunt, ist, dass Krimis nach wie vor das erfolgreichste Genre sind. Wir hören im Alltag immer wieder die furchtbarsten Geschichten und gleichzeitig drehen wir dann den Fernseher auf und schauen mit größter Freude grausame Dinge an. Irgendwie ist das schon schräg.

Wie haben Sie den Lockdown verbracht?

Mir wird nicht langweilig, weil ich ja auch Familie habe. Meine Frau arbeitet als Lehrerin und hat natürlich im Moment sehr viel zu tun. Ich übernehme die Rolle des Hausmannes, wenn keine Dreharbeiten anstehen und habe mit meinen Kindern eine Hausband gegründet und wir nehmen auch Hörbücher auf. Mein Sohn hat Interesse an der Schauspielerei bekundet, er hat mich übrigens in „Die Lederhosenaffäre“ auch gedoubelt.

Sie haben mit Stefan Ruzowitzky „Hölle“ gedreht, zu Ihren bekanntesten Filmen zählt „Grenzgänger“. Wie sieht es derzeit mit Filmprojekten aus?

Die Kino-Komödie „Hals über Kopf“ von Andreas Schmid, in der ich mitgespielt habe, befindet sich leider noch in der Warteschleife und wird hoffentlich bald zu sehen sein. Ich bin wieder in „Die Toten vom Bodensee“ mit dabei, ansonsten gibt´s ein paar Projekte, die aber noch nicht spruchreif sind.

Welche Rollen wünschen Sie sich?

Grundsätzlich jede Rolle, die mich herausfordert. Ich habe schon Blut geleckt mit dieser Komödie, es würde mir sehr viel Spaß bereiten, wieder so etwas zu machen.

Interview: Melanie Wagenhofer

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