„Damit spielen wir schon in der großen Liga“

OÖ Landes-Kultur GmbH-Chef Alfred Weidinger über die Digitalisierung und Pläne für 2021

Alfred Weidinger
Alfred Weidinger © APA/Landesmuseum/Ramona Schacht

Für ihn habe sich seit seinem Amtsantritt im April 2020 noch gar nichts verändert. „Ich bin gekommen in der Corona-Zeit, im harten Lockdown. Jetzt sind wir weiterhin dort mit ein paar Aufhellern dazwischen. Jetzt freue ich mich auf die Wiedereröffnung am 8. Februar“, sagt der Geschäftsführer der OÖ Landes-Kultur GmbH, Alfred Weidinger, im VOLKSBLATT-Gespräch.

Er sei trotz allem sehr guten Mutes, weil er davon überzeugt sei, „dass wir uns in dieser Covid-Zeit auch weiterentwickelt haben als Gesellschaft und gestärkt für die Zukunft aus dem Ganzen herausgehen.“

„Die Digitalisierung war immer ein großes Wort, aber gemacht hat sie keiner. Jetzt, durch Corona, sind die meisten Museen wirklich im digitalen Zeitalter angekommen, weil sie über Vermittlungsformate nachdenken“, sagt Weidinger. Das sei „die große Chance“.

In seinen Häusern habe man die Zeit des Lockdowns genau dafür intensiv genutzt, auch wenn klassische Ausstellungsbesuche nach wir vor funktionieren würden. Für die Zukunft sei jedenfalls die Kulturvermittlung „ganz entscheidend“. Mit 25 angestellten Kulturvermittlern im Bereich des Landesmuseums — so vielen wie in sonst keinem Museum in Österreich — nehme Oberösterreich eine einzigartige Stellung ein.

Das Museum als „Gedächtnis des Landes“

Es gehe auch nicht darum, alles zu zeigen, sondern ideale Bedingungen zu finden für die Einlagerung und darüber nachzudenken, wie man den Bestand öffentlich zugänglich machen kann: „So ein großes Haus mit so vielen Sammlungen, wie wir sie haben, ist schon so etwas wie ein Gedächtnis eines Landes.“

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Als Beispiel nennt Weidinger die Musiksammlung, deren Übersiedlung von Kremsegg ins Linzer Schloss kürzlich abgeschlossen worden ist. Er könne sich gut vorstellen, Aufnahmen und Bilder der Instrumente im Internet mit YouTube-Videos zu verlinken: „Einzelobjekte in einen Kontext zu betten, das verstehe ich unter Digitalisierung.“

Bei seinem Amtsantritt hat Alfred Weidinger im VOLKSBLATT-Interview angekündigt, dass künftig einmal Hallstätter Kunst neben Ai Wei Wei hängen könnte, jetzt wird der berühmte chinesische Künstler zwar nicht eigene Arbeiten in Linz präsentieren, dafür aber die eines Landsmannes, des Performancekünstlers He Yunchang. Ai Wei Wei kuratiert die Schau (zu sehen ab 28. September 2021 im Francisco Carolinum). „Ausstellungen wie diese werden sonst nur in ganz großen Häusern wie dem MOMA in New York gezeigt“, freut sich Weidinger. „Da spielen wir schon in der großen Liga.“

Yoko Ono-Schau kommt erst 2023

Auf eine andere groß(artig)e Schau muss Linz noch länger warten: Yoko Onos Kunst kommt — coronabedingt – nicht wie geplant dieses Jahr, sondern erst 2023 nach Linz. „Die Verschiebung tut mir schon ein bissl weh“, gibt Weidinger zu, aber dafür habe man jetzt ein bissl Luft, die Roger Ballen-Ausstellung im Francisco Carolinum zu verlängern (bis Herbst). „Ansonsten ziehen wir unseren Ausstellungsplan für 2021 im Großen und Ganzen durch.“

Den Anfang macht „Taxidermie. Heaven can wait. Die Kunst des Präparierens“ im Schlossmuseum (ab März). „In der Ausstellung, die viel Interesse bringen wird, sind Hunderte Tierpräparate zu sehen — vom Zebra bis zum Floh“, kündigt Weidinger an. Neben einer wissenschaftlichen Aufarbeitung des Themas wird es auch eine künstlerische Auseinandersetzung geben. Besonders wichtig sei ihm die geplante Ausstellung zur Goldhaube (ab 20. Oktober), so Weidinger: „Weil wir neben der wunderbaren, variantenreichen Sammlung neue Forschungsergebnisse präsentieren werden.“

Die zweite Ausstellung, in der es ebenfalls um die Identität des Landes geht, ist eine zur Gmundner Keramik (Frühjahr/Sommer im Schloss): „Aber nicht um das Alltagsgeschirr, das alle zuhause haben, sondern um wertvolle Fayencen“, sagt Weidinger lachend. Im Herbst ist eine Ausstellung zu Johannes Kepler (450. Geburtstag) statt.

Ins Marmorschlössl in Bad Ischl ziehen gerade viele Dirndlkleider (ab Mai) für eine modische Ausstellung ein und Arbeiten eines Ischler Künstlers heuer noch in ein anderes Nebengebäude der Kaiservilla: Zum 80. Geburtstag möchte er dem Künstler Franz Josef Altenburg eine Schau in den Pferdestallungen widmen. Dazu soll es eine Kooperation mit dem Wiener MAK geben, das auch Altenburg-Werke zeigt.

Im Francisco Carolinum geht es mit den ersten institutionellen Schauen in Österreich zur Polin Natalia LL (14. April bis 26. September) und der deutsch-albanischen Künstlerin Anna Ehrenstein (12. November 2021 bis 13. Februar 2022) noch um feministische Kunst, in der Weidinger einen Schwerpunkt des Hauses sieht.

Neues Gebäude für Biologiezentrum

Das bisher in Linz-Dornach beheimatete Biologiezentrum zieht gerade in den Sumerauerhof nach St. Florian um, der am 11. Juni wiedereröffnet wird. Nach und nach soll er zum Ausflugsziel werden: „Dort kommt ein Streichelzoo, der Bauerngarten wird reaktiviert und ein Mostheuriger soll eröffnen, Letzteres passiert coronabedingt aber wohl erst nächstes Jahr“, sagt Weidinger.

Im ersten Stock des Hofes widmet man sich in einer Ausstellung Franz von Zülow und wirft neben den bekannten Geisterzeichnungen auch einen Blick auf weitere Facetten des Künstlers, der lange in Oberösterreich gelebt hat. „Wir konnten ihn Wien einen Kasten ersteigern, den Zülow für die Wiener Werkstätten gestaltet hat“, freut sich Weidinger.

Gleich neben dem Sumerauerhof soll ein unbedingt notwendiges neues Gebäude für die wissenschaftliche Arbeit und die Aufbewahrung der Sammlungen des Biologiezentrums gebaut werden. Weidinger will konkrete Pläne für die Umsetzung nach einem internationalen Architekten-Wettbewerb noch im ersten Halbjahr 2021 der Politik vorlegen.

Es gibt aber nicht nur viel Neues, sondern auch etwas, von dem man sich dieses Jahr verabschieden wird müssen: Der Linzer Höhenrausch findet heuer von 7. Mai bis 17. Oktober unter dem Titel „Wie im Paradies“ zum letzten Mal in der bekannten Form statt, weil künftig die Dachfläche über dem Parkhaus nicht mehr zur Verfügung stehen wird.

Weiterhin bespielt werden soll aber der Bereich des voestalpine open space und und zwar laut Weidinger im Ganzjahresbetrieb: „Wir werden weiterhin spektakuläre Installationen auf dem Dach zeigen. So einen Raum hat sonst niemand, das hat großes Potenzial.“ Er will dafür internationale Künstler ebenso engagieren wie regionale. „Das Format, das Martin Sturm da entwickelt hat, ist so gut und gehört mittlerweile zur DNA der Stadt Linz. Das muss man aufrechterhalten.“

Von Melanie Wagenhofer

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