Dankbarkeit ist ja nett

Diskussion: David Fuchs' Roman „Leichte Böden“ über Würde im Alter

David Fuchs las im Stifterhaus aus seinem neuen Roman.
David Fuchs las im Stifterhaus aus seinem neuen Roman. © Stifterhaus

Ein Besuch auf dem Land, Daniel trifft auf Tante Klara als resolute Chefin einer Alters-WG. Onkel Alfred dement („Ja genau“), dazu der Nachbar Heinz, der nach einer Krebserkrankung mittels Sprachcomputer kommuniziert. Die Tante überfordert? Daniel meint es gut und will helfen.

David Fuchs’ neuer Roman „Leichte Böden“ (Haymon) hinterlässt einen zwiespältigen Eindruck. Biederes Erzählen, schwer dialoglastig. Die Figuren reden viel und seltsam, was wohl auch an der hatscherten Übersetzung aus dem Mundartlichen liegt. Zu vordergründig witzig lockert der 1981 in Linz geborene Fuchs ein nicht einfaches Thema auf. Das hat es allerdings in sich.

„Autonomie und Würde im Alter?“ war das Thema einer Diskussion am Dienstag im Linzer Stifterhaus. Fuchs, 2018 mit seinem Debüt „Bevor wir verschwinden“ auf der Shortlist für den Österreichischen Buchpreis, im Brotberuf Onkologe, also mit Krebs beschäftigt. Im Krankenhaus sammelte er Erfahrungen mit dementen Menschen.

Die Stärke von „Leichte Böden“: Der Roman wirft raffiniert gesellschaftliche Fragen auf, rüttelt an Tabus des Altwerdens. Körperlichkeit, Wunschvorstellungen Verdrängtes, das Bedürfnis nach klaren Lösungen, wo vieles im Unklaren liegt. „Sicherheit“ des Patienten oder, so weit möglich, Selbstbestimmtheit? Fuchs mahnt Grundrespekt ein, an dem es seinem Romanhelden fehle: „Daniel erklärt alten Menschen, wie die Welt funktioniert.“

Veronika Schauer die zweite Diskutantin, sie leitet seit 2008 die Akademie für Altersforschung am Haus der Barmherzigkeit in Wien. Die Pflege hinfälliger Menschen („multimorbide Personen“, wow!) eine Herausforderung, jede Maßnahme werde überprüft. „Das hat sein Gutes“, sagt Schauer. Doch Pflegepersonal stünde oft permanent unter Rechtfertigungsdruck, deshalb ihr Plädoyer, mehr auf Professionalität der Handelnden zu vertrauen. Technologie hilft, Schauer berichtete von derzeit getesteten Brillen für virtuelle Realität. Im Bett an einem Ausflug teilnehmen, ersetzt Technik Menschen? In Europa seien wir davon weit entfernt: „Technologie wird Beziehungsarbeit noch lange nicht, hoffentlich nie ersetzen.“ Fuchs stimmt zu, relativiert gesellschaftliche Anerkennung von Pflegekräften: „Die Wertschätzung sollte sich auch am Bankkonto ausdrücken.“

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