Das „Am dam des“ der Zukunft?

Mai macht die Corona- zur Cocopelli-Zeit und will übers Fernsehen noch mehr Kinder begeistern

Mai Cocopelli mit ihrer Band in der Box.www.cocopelli.at, cocopelli.tv
Mai Cocopelli mit ihrer Band in der Box. © by sahlia

Auch Kinderliedermacherin Mai Cocopelli, die seit 1999 mit ihren Mitmachkonzerten Familien begeistert, musste ihre Konzerte wegen der Corona-Pandemie absagen. Doch die Frau mit dem Regenbogen als Markenzeichen schnappte sich „einfach“ das Internet als Bühne und produzierte ihre eigene TV-Sendung. „Die Sendung mit der Mai“ ist abrufbar über cocopelli.tv. „Alle raus aus dem Versteck, wir zaubern schlechte Laune weg“, fordert die Oberösterreicherin ihre Zuseher im Intro auf. Die Kinder tanzen, singen, malen und basteln mit. Für die Produktion weiterer Sendungen und eine Animation startete Cocopelli eine Crowdfunding-Aktion, das Ziel von 20.000 Euro wurde sogar übertroffen. Im VOLKSBLATT-Interview sprach die 44-Jährige u. a. über dieses Herzensprojekt.

VOLKSBLATT: Hatten Sie je Existenzangst in der Krise?

MAI COCOPELLI: (Lacht) Nein. Auch, wenn die äußeren Umstände alle auf Krise gezeigt haben, habe ich für mich entschieden, das muss nicht für jeden gelten und das ist immer eine Chance, was daraus zu machen.

Ihr Beruf ist eine Berufung. Wie haben Sie sie gefunden?

Das ist schon in Kindertagen passiert, wie ich als Fünfjährige „Am dam des“ geschaut habe. Eigentlich kann ich durch Corona jetzt so richtig in diese Berufung hineingehen, denn mein absolutes Vorbild war die „Am-dam-des“-Tante Ingrid. Und jetzt bin ich so was wie eine „Tante Ingrid“ geworden.

Wie kamen Sie während des Corona-Lockdowns auf die Idee, „einfach“ eine TV-Sendung zu machen? So „einfach“ ist das ja gar nicht …

Angefangen hat es mit einem Brief von einem Mädchen. Er kam an, als beschlossen wurde, dass die Schulen zusperren. Da ist mir mit einem Schlag klar geworden, dass so viele Kinder jetzt nicht mehr mit mir singen können, weil sie nicht mehr zu den Konzerten können. Und plötzlich war diese Mission in mir so spürbar.

Wie dürfen sich die Kinder das Studio vorstellen?

Ich habe mein Büro in der angrenzenden Wohnung, ein Teil davon ist das Filmstudio. Ich hatte es schon. Aber aufgrund der vielen Konzerte bin ich nie dazu gekommen, das zu machen. Das heißt, ich habe dort alle Lichter eingestellt, den grünen Hintergrund heruntergelassen und mir per Videocoaching von meinem Kameramann Hilfe geholt. Das mit dem Sound ist eine echte Herausforderung. Ich habe Texte und Lieder geschrieben. Irgendwann filmt man dann, vorher schreibt man ein Drehbuch. Man braucht viele Versuche. Dann kommt das Schneiden. Ich habe echt viel Zeit im Studio verbracht.

War dieser Plan, Fernsehen zu machen, also vorher schon da?

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Ja, genau. Meine Karriere war ständig begleitet von dieser Idee, dass der Weg irgendwann zum Fernsehen führen wird. Aber es ist nie ein Sender gekommen, der gesagt hat: „Komm‘, machen wir was.“

Ist das nach wie vor das Ziel?

Ich glaube, dass es heutzutage so auch möglich ist. Man kann selbst auch eine Produktionsfirma sein. Aber es ist unser Ziel, dass wir als Produktionsteam dann auch den passenden Sender finden, der da dahinter steht.

Welche Rolle spielen die Kinder in Ihren Sendungen?

Eine ganz große. Ich hatte den Wunsch, dass auch die normale Welt weitergeht für die Kinder. Dass sie den herzlichen Kontakt, den wir sonst gepflegt haben, auf eine andere Art und Weise genauso erleben können. Und dass in meiner Sendung „Bewegung“, „Musik“ und „Kreatives“ zu Hauptfächern werden. Und dieses „Gesehenwerden“ wird großgeschrieben. Alle Werke der Kinder, die eingesendet werden, werden auch gezeigt. Es war ein großer Antrieb, den Kindern etwas zu bieten, das ihnen das Herz ganz leicht macht.

Sie sprechen in der Sendung vom großen C. Ist das das kindgerechte Synonym für Corona?

Ja. Das steht für mich schon für Corona. Ich habe nie von Corona gesprochen und von Krise und Pandemie. Ich denke mir, das hören die Kinder oft genug, aber es hat mir eine Mama tatsächlich geschrieben, dass die Corona-Zeit für ihre Kinder als Cocopelli-Zeit in Erinnerung bleiben werde.

Fehlt Ihnen der direkte Kontakt zum Publikum?

Es spürt sich echt so an, als ob ich genauso viel Kontakt hätte zu den Kindern, wie auf der Bühne. Weil ich mit dem Kreativen, etwas von ihnen zurückbekomme, via Mail zum Beispiel. Das verarbeite ich dann wieder.

Wann wird es Mai Cocopelli wieder live zu erleben geben?

Wir haben gerade von Bad Hall erfahren, dass sie einen Konzert-Sommer machen mit Open-Air-Konzerten. Es kann sein, wenn das klappt, dass wir am 15. August in Bad Hall auftreten. Ab September werden die verschobenen Konzerte nachgeholt.

Gibt es dann in Zukunft Cocopelli-TV und Live-Konzerte?

Ja, ich glaube, dass das Fernsehen eine größere Rolle spielen wird in Zukunft. Mein Ziel war es immer, dass ich viele Kinder erreiche. Es gibt auch in Deutschland viele Cocopelli-Fans. Und da bietet das Fernsehen eine geniale Möglichkeit und gleichzeitig kann man Botschaften vermitteln.

Welche sind das?

Dass immer alles schneller gehen muss, auch gerade im Fernsehen — ich finde, das muss gar nicht sein. Vielleicht gilt es da, alles ein bisschen mehr „vintage“ zu machen. Und ich möchte, dass es ganz interaktiv ist. Damit das ein gemeinschaftliches Erleben ist. Da kann man den Kindern zeigen, wie sie zu innerer Stärke finden und sie motivieren, künstlerisch tätig zu werden und sich zu bewegen.

Mit MAI COCOPELLI sprach Astrid Braun

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