LASK-Vize: „Das ist ein völliger Blödsinn“

LASK-Vize Werner wünscht sich keinen Abbruch, ist aber skeptisch

LASK-Vizepräsident Jürgen Werner ist skeptisch, dass die Liga fortgesetzt werden kann: „Aber wenn es weitergeht, sind wir bereit“
LASK-Vizepräsident Jürgen Werner ist skeptisch, dass die Liga fortgesetzt werden kann: „Aber wenn es weitergeht, sind wir bereit“ © APA/EXPA-Eisenbauer

Der sportliche Macher des Tabellenführers der Fußball-Bundesliga im Interview über Neustart-Szenarien, Terminprobleme und Auswirkungen der Krise auf Gehälter und Ablösesummen.

VOLKSBLATT: Wie hat sich Ihr Tagesablauf durch die Cornona-Krise geändert?

JÜRGEN WERNER: Es ist nicht so, dass mir fad ist. Wir haben täglich Videokonferenzen und Telefonate. Wir nehmen uns jetzt auch mehr Zeit für unseren Kooperationsklub, die Juniors, sowie für die Akademie, um die Dinge voranzutreiben. Was lässig ist: Ich habe jetzt Zeit für eine tägliche Sporteinheit.

Wie laufen die Planungen für die kommende Saison, sind diese durch die Krise beeinträchtigt?

Auf jeden Fall, weil wir ja nicht wissen, wie es weitergeht, was mit der Meisterschaft passiert. Ich möchte ja immer beim Trainingsstart den Kader beisammen haben, das ist jetzt etwas schwieriger. Vor allem, was Leihverträge betrifft, die nach Saisonende auslaufen — bei uns nur vier Spieler, wobei wir bei zwei eine Option haben — herrscht noch Ungewissheit.

Warum?

Erstens laufen in Österreich die meisten Verträge ja bis 31. Mai, in vielen anderen Ligen aber bis 30. Juni und zweitens hat die FIFA zwar angekündigt dass diese Leihverträge verlängert werden können, aber das ist noch sehr unausgegoren, das braucht rechtliche Rahmenbedingungen und natürlich auch noch das Einverständnis der betroffenen Spieler.

Wünscht sich der LASK als Tabellenführer den Abbruch?

Nein. Der LASK wird so hingestellt, dass er den Abbruch will, um sich den Titel einzuheimsen. Das ist ein völliger Blödsinn, ich habe nur gesagt, dass im Falle eines Abbruchs zum jetzigen Zeitpunkt mit je zwei Spielen gegeneinander der fairste Augenblick wäre. Wir haben 54 Punkte aus 22 Spielen, das kann nicht nichts zählen. Da kann man nicht für die Europacup-Besetzung die Vorjahresmeisterschaft oder die UEFA-Fünfjahreswertung heranziehen, wie schon angedacht wurde.

„Es wird die Politik entscheiden, nicht der ÖFB“

Wann könnte es weitergehen?

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Wir scheuen uns nicht, weiterzuspielen. Wir freuen uns, wenn das passiert. Das sind alles Profis, die spielen wollen. Ich persönlich bin aber skeptisch, dass die Meisterschaft tatsächlich fortgesetzt werden kann, weil ich glaube, dass wir trotz der gut getroffenen und gut erklärten Maßnahmen den Höhepunkt noch nicht erreicht haben. Was wäre das für ein Signal, wenn noch täglich viele Menschen sterben und wir spielen Fußball? Letztlich wird das aber ohnehin nicht der ÖFB entscheiden, sondern die Politik. Sollte die zum Schluss kommen, dass es okay ist, dass wir ohne Zuschauer spielen können, dann sind wir bereit.

Wie lange hätte man Zeit, die unterbrochene Meisterschaft nach hinten zu schieben? Schließlich soll bis zur EURO 2021 ja auch noch eine volle Saison ausgetragen werden?

Ich glaube, dass wir bis 30. Juni fertig sein müssten, was einen Start bis Mitte Mai notwendig machen würde. Eventuell ginge es sich bis Mitte Juli auch noch aus.

Klar ist, dass es vor allem in den ganz großen Ligen um sehr viel TV-Geld geht und deshalb mit aller Macht versucht wird, die Ligen durchzubringen, oder?

Völlig richtig, aber diesen Ligen muss klar werden, dass sie sowieso TV-Gelder verlieren werden. Sollten sie, wie angedacht, bis August oder September spielen, dann geht es sich mit der kommenden Saison nicht aus, bis zur EURO fertig zu werden. Da fehlen im Kalender die Spieltermine, denn der ist sowieso schon extrem knapp.

Wie lange braucht man aus Ihrer Sicht, um sich auf einen Neustart vorzubereiten?

Zumindest drei Wochen, vor weniger warne ich. Denn wir haben im Winter drei Wochen Pause und dann sechs Wochen Vorbereitung und die Trainer sagen trotzdem immer, das sei zu wenig. Nach einem Neustart wird es nämlich sehr hart, da wird es nur noch englische Wochen geben und da passieren schnell Muskelverletzungen, wenn die Spieler nicht top vorbereitet sind.

Wann geht es wenigstens mit Training in Kleingruppen wieder los?

Sobald es erlaubt ist, können wir loslegen. Wir haben schon die Pläne in der Schublade mit Maßnahmen wie Duschen daheim, Wäsche selbst waschen, etc.

In Pause werden Sinne der Spieler geschärft

Wie und was wird derzeit trainiert?

Mit individuellen Laufeinheiten, Übungen für Kraft und Koordination sowie mit visuellen Theorie-Einheiten, um die Sinne zu schärfen, um taktisch in Form zu bleiben.

Kommt es tatsächlich zu einem Abbruch, geht es aber nicht nur um die Meisterfrage, sondern auch um den Abstieg sowie den Aufstieg aus der 2. Liga?

Es würde sicher nicht leicht sein, eine Lösung zu finden, die alle zufrieden stellt. Da wird es Kompromissbereitschaft und Solidarität von allen Seiten brauchen.

„Bei den Gehältern ist ein Einschnitt zu erwarten“

Wird sich durch die Krise der Transfermarkt nachhaltig verändern?

Die Ablösesummen werden heuer sicher zurückgehen, aber zumindest bei den Top- Spielern nicht dauerhaft. Bei den Spielergehältern erwarte ich aber schon eine allgemeine Trendumkehr, einen gewissen Einschnitt. Bisher wurde in den großen Ligen die Steigerung der TV-Gelder immer 1:1 an die Spieler weitergegeben, was inflationär wirkte und zumindest im nationalen Vergleich keinen Sinn macht, das trieb nur die Gehälter nach oben, änderte aber nichts an den Kräfteverhältnissen.

Mit LASK-Vizepräsident JÜRGEN WERNER sprach Roland Korntner

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