Der die Wörter tanzen lässt

Gleißner-Preis an Hans Eichhorn in den Linzer Redoutensälen verliehen

V. l.: LH a.D. Josef Pühringer, Elisabeth Manhal, Hans Eichhorn und LH Thomas Stelzer
V. l.: LH a.D. Josef Pühringer, Elisabeth Manhal, Hans Eichhorn und LH Thomas Stelzer © Reinhard Winkler

„Was sind wir doch für Affen! Was sind wir doch für gesellschaftliche Dauerbrenner! Was gibt es doch Augenblick für Augenblick für Probleme anzupacken! Der zuständige Arzt macht ein ernstes Gesicht. Ein Therapieanfang ist gemacht.“ Ein Buch von Hans Eichhorn aufschlagen, und man befindet sich sofort im heiteren Dialog mit dem Autor. Das Zitat aus Eichhorns jüngsten Prosawerk „FAST das Große Haus. Wiederholungen“, erschienen in der Bibliothek der Provinz.

Jedes Buch ein Schatz, insgesamt 32 hat Eichhorn veröffentlicht, aneinandergelegt 190 mal 70 Zentimeter. Diese Zahlen nennt Alexandra Millner, Germanistin in Wien, und gerät ob der farbenfrohen Buchdeckeln ins Schwärmen. Fische, Netze, Attersee, Höllengebirge, „das entfacht rechte Leselust“. Millner hielt am Montag die Laudatio auf Hans Eichhorn, den Dichter, Maler und Berufsfischer mit Wohn- und Arbeitssitz am Attersee. Eichhorn erhielt in den Linzer Redoutensälen den Heinrich-Gleißner-Preis 2019, dotiert mit 5000 Euro. Der Förderpreis (2000 Euro) ging an David Bröderbauer, Autor aus Zwettl mit Mühlviertler Familienbanden. Mit Eichhorn ein Dichter geehrt, der auch eine philosophische Haltung lehrt (der Kalauer vom philosoFisch gehört hierher).

Eine Schule der möglichst vorurteilsfreien Wahrnehmung, mit der im lauten Wettstreit der Meinungen wenig zu gewinnen ist. Der Dichter zu witzig, zu versponnen, zu ernst. Schreibt über die kleinen Dinge, lässt die Wörter tanzen. So einer kann noch immer staunen, mit bald 64 Jahren.

Es war ein Fest für den in Vöcklabruck geborenen Eichhorn, das „Attertheater Lesesee“ performte eine schöne Text-Collage. Eichhorn gedachte auch seines 2016 verstorbenen Dichterkollegen und Freundes Gregor M. Lepka, Altlandeshauptmann Josef Pühringer würdigte Lepka als einen Mann „mit Haltung“. Thomas Stelzer, Pühringers Nachfolger, brachte ebenso wie Vorrednerin Elisabeth Manhal den 75. Jahrestag der Befreiung des Vernichtungslagers Auschwitz zur Sprache. Erinnerung in Form von Gedenkorten wie Hartheim sei unabdingbar, um für die Zukunft zu lernen. Eine besondere Rolle misst Stelzer Kunst und Kultur bei, sie „weisen über uns hinaus“, sie seien „elementar“.

Digitalisierung als Chance

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Auf die Zukunft bezog sich auch Eichhorn in seiner Rede. Digitalisierung unausweichlich, der Untergang?

Er sehe sie als Chance, verbunden mit tiefen gesellschaftlichen Fragen. Was bedeutet künftig „Arbeit“? Das Thema Grundeinkommen sei heute schon „zumindest diskutabel“. Notwendig in sich verändernder Welt: Bildung! Ein bedeutender Teil die Literatur, sagt Eichhorn. Um innezuhalten, um den Blick zu schärfen.

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