Der gewalttätigste Mythos

Vorschau: Premiere „Die Nibelungen“ am Samstag im Landestheater Linz

Theresa Palfi (vorne, Kriemhild), Katharina Hofmann (Ute)
Theresa Palfi (vorne, Kriemhild), Katharina Hofmann (Ute) © Herwig Prammer

Deutsche Megalomanie: „Warum ist alles so groß? Warum wird der Tod größer geschrieben als das Leben?“

Ein Schlüsselerlebnis für Regisseurin Susanne Lietzow war der Besuch der Villa der Familie Krupp in Essen („selbst an den Lüstern waren die Kristalle zu groß“). Jetzt inszeniert Litzow am Linzer Landestheater Friedrich Hebbels „Die Nibelungen“, Premiere ist am Samstag um 19.30 Uhr im Schauspielhaus.

Den „gewalttätigsten Mythos“, gar eine „Vernichtungsmaschinerie“ nennt Lietzow die „Nibelungen“. Die Erzählung ursprünglich aus dem 12. Jahrhundert, der Autor wahrscheinlich aus dem Raum Passau. Die Dichtung blieb lange unbeachtet, wurde erst unter dem „alten Fritz“, dem preußischen König Friedrich zwo, im 18. Jahrhundert popularisiert und zum deutschen Nationalmythos erkoren. Ein „Thriller“, so Lietzow, „andererseits ein naives Märchen, das auch Spaß macht“.

Zwei Frauen im Zentrum der Erzählung, Brunhild und Kriemhild. Zunächst Eifersuchts-, dann Rachedrama, folgend eine Spirale der Gewalt, die den ganzen Stamm der Nibelungen (bis zur Schatzfindung die Burgunden) in den Abgrund reißt. Richard Wagner flocht in seinem „Ring“ reichlich eigene Phantasien ein, Hebbel hielt sich genauer an den Ursprungstext.

Die Vereinnahmung der „Nibelungen“ durch die Nazis kann eine heutige Inszenierung natürlich nicht ausblenden, der kadavergehorsame Hagen passte als leuchtendes NS-Vorbild perfekt. Hätte Hitler seine städtebaulichen Pläne für Linz umgesetzt, sagt Lietzow, „es würde so ausschauen wie unsere Bühne“. Diese von Aurel Lenfert, es spielen u. a. Theresa Palfi, Corinna Mühle, Markus Ransmayr und Christian Taubenheim.pia

Das könnte Sie auch interessieren