Zu einem denkwürdigen Ereignis in vielerlei Hinsicht lud das Brucknerhaus Linz am späten Sonntagnachmittag. Der 65-jährige polnische Ausnahmepianist Krystian Zimerman, der sich seit Jahrzehnten aus dem um die Welt hetzenden Jetset der Star-Solisten à la Lang Lang, Ann-Sophie Mutter u.a. längst ausgeklinkt hat, gab sein einziges Österreich Konzert.
Bis kurze Zeit vor dem Auftritt gab es keinerlei Info bezüglich des gespielten Programms, Zimerman ist der Meinung, das Publikum solle nicht etwa wegen der „Mondscheinsonate“, sondern wegen ihm, dem Interpreten, ins Konzert kommen. Dass dazu noch sein eigenes mitgebrachtes Instrument, ein alter Steinway, vor und nach dem Konzert von Bodyguards wie die britischen Kronjuwelen bewacht wurde, ist da bloß eine weitere bizarre Variation einer Imagepflege.
Die aber sofort verblasst, wenn Zimerman seinen Lebensinhalt vermittelt, Klang entstehen zu lassen, Musik „zu machen“, das Kunstwerk dem Zuhörer zu vermitteln.
Er selbst sagt: „Interpretation ohne Publikum ist nicht möglich!“ Die Große Bandbreite des gespielten Programms war ein weites Feld für die Besucher im nicht annähernd vollen Saal.
Es begann mit der nicht abgedruckten 1. Partita von 1727 des Johann Sebastian Bach, der die als Beginn geplante 2. Partita nahtlos folgte. Mit der elegant und perlend servierten kunstvollen Tonsprache dieser 40-minütigen Bach ,,Clavierübung 1“ ging es in die Pause.
Was folgte, war der Klavierhimmel auf Erden! Die „3 Intermezzi op. 117“ aus dem Spätwerk von Johannes Brahms, entstanden in Bad Ischl im Sommer 1892, zeigen die stillen Gefilde der „kleinen Form“. Berührend, wie Zimerman das Instrument zum Singen bringt. Als Schlusspunkt die große letzte Sonate h-Moll op. 58 von Chopin. In Worten ist die hohe Meisterschaft nicht auszudrücken, ein Kabinettstück das spukhafte Scherzo à la minute, Gesang voll Melancholie das herrliche Largo. Mit Standings Ovations dankte das überwältigte Publikum. Ein Privileg, dabei sein zu dürfen!
