Der Körper als Projektionsfläche

„Family Skin“ im Francisco Carolinum Linz

Aneta Grzeszykowska, Mama #32, 2018, Pigmenttinte auf Archivpapier
Aneta Grzeszykowska, Mama #32, 2018, Pigmenttinte auf Archivpapier © Courtesy Künstlerin und Raster Gallery, Warschau

Unsere Haut als Spiegel der Seele, als Hülle und als Oberfläche, durch die wir nicht durchschauen können. Unser Körper als Projektionsfläche. Die 1974 geborene polnische Künstlerin Aneta Grzeszykowska setzt sich sehr körperlich, mit fotografischen und skulpturalen Mitteln mit dem Thema Identität auseinander. Wie finden wir sie? Wie definieren wir sie? „Sie manipuliert die Sicht des Betrachters, setzt dabei den eigenen Körper ein, ist sehr kompromisslos“, sagt Nathalie Hoyos, die gemeinsam mit Rainald Schumacher die gestern eröffnete Ausstellung „Family Skin“ im Francisco Carolinum Linz (FC) kuratiert, über Grzeszykowska. Es ist die erste museale Ausstellung ihres Werkes in Österreich. Die Künstlerin arbeitet in Serien, aus sechs davon zeigt das FC Ausschnitte.

Masken und Mama-Puppe

Schönheitsideale, der weibliche Körper, Familie, die Beziehung zur Tochter … Schon der Titel der Ausstellung, ein der Werbeindustrie entnommener Begriff, lässt Fragen aufkommen: Wie wird Schönheit heute konstruiert? Pflegeprodukte bilden etwa in der Serie „Beauty Mask“ den Fokus. Durch absurde Schönheitsmasken verzerrte Gesichter stimmen nachdenklich. In „Untitled Film Stills“ werden Beispiele gezeigt, die sich auf die gleichnamige Werkgruppe der US-Künstlerin Cindy Sherman beziehen. „Face Book“ lässt den Betrachter in durch Klebebänder völlig verzerrte Gesichter blicken. Die Rolle der sozialen Medien reflektiert Grzeszykowska auch in „Selfie“. Sie hat Teile ihres Körpers aus Schweinehaut nachmodelliert. Wie selbstverständlich auch zu sehen: die damit spielende Kinderhand ihrer Tochter. Die Beziehung zwischen Mutter und Tochter spielt eine große Rolle im Werk und in der Frage: Wie prägt die Familie die Identität des Kindes? In der Serie „Mama“ hat Grzeszykowska festgehalten, wie ihre Tochter mit einer Mutter-Puppe, einem eigens angefertigten Torso als Abbild der Mutter, spielt. Düster und doch voller Liebe und Selbstverständlichkeit …

„In diese Richtung soll es weitergehen“, verspricht Alfred Weidinger, Geschäftsführer der OÖ Landes-Kultur GmbH, in Bezug auf die Neuausrichtung des FC auf Fotografie und Medienkunst. Auch der Raum des Kubin-Kabinetts wird dafür künftig genutzt und für die Bibliothek wird eine neue Unterkunft gesucht. www.ooelkg.at

Astrid Braun

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