„Der Kontrapunkt, Kinderl, alleinig besteht“

Brucknerfest: „Böck ist Bruckner VI“ – Lehrjahre bei Bruckner

Wolfgang Böck
Wolfgang Böck © Reinhard Winkler

Sieben Stunden täglich sieben Jahre lang, so wie er selbst, sollen seine Schüler die Kunst des Kontrapunkts üben. Anton Bruckner als Musiklehrer in Wien: Ein konservativ Autoritärer, gütig, geduldig, von den Studenten umschwärmt.

Im vierten Abschnitt der Reihe „Böck ist Bruckner“ erscheint Bruckner als Lehrmeister aus dem Blickwinkel von Schülern und Kollegen. Der in Linz geborene Schauspieler Wolfgang Böck liest aus dem Buch des Brucknerschülers Friedrich Klose „Meine Lehrjahre bei Bruckner, Erinnerungen und Betrachtungen“ aus 1827.

Weitschweifig beschreibt er seine Bewerbung und den ersten, gar nicht freundlichen Empfang, bis er aufgenommen wird in den fast familiären Kreis von Studenten, einer Musikergemeinschaft, die auch privat einen sehr engen Umgang pflegt. Bruckners eigene Briefe und die zugehörigen Repliken bezeugen es.

Auch musikalisch kommen an diesem Abend die Studenten zum Zug. Besonderheiten wie japanisch inspirierte Volkslieder seines Schülers Rudolf Dittrich oder Texte und Kompositionen der Linzerin Mathilde Kralik von Mayrswalden. In einem Liedtext hält sie Bruckners Ansage fest: „Alles vergeht. Der Kontrapunkt, Kinderl, besteht“. Zart intoniert die international gefeierte Sopranistin Elisabeth Wimmer ihre Lieder „Hunderttausend Liederkeime“, strahlend heiter, wenn sie von den „lustigen Genossen“ singt.

Schüler begleiten auch als Saufkumpane zum Lieblingswirt, dem Gause. Dort können es schon mal dreizehn „Seitel“ werden. Im Kanon aus „Gause, Jause, nach Hause“ ziehen Pianist, Sängerin und Böck leicht lallend in die Pause. Böck verteilt die stimmlichen Charaktere oft wienerisch angehaucht, Bruckner selbst gibt er die tiefe Stimme eines grantelnden Oberösterreichers, langsam, sparsam, bedächtig.

Am Klavier begleitet Daniel Linton France virtuos. Vom Caféhaus-Walzer bis pompös-mächtige Klänge perlen die Kleinode brucknerischer Schüler. Bei der Lesung wird der Mensch Bruckner wird sichtbar. Der besondere Zugang zum „Musikanten Gottes“ begeisterte das Publikum. Langer Applaus.

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