Der Natur zahlen wir’s heim

Kabarett: Österreich-Premiere von Berni Wagners „Galápagos“ im Posthof

Ein Vogel ist keine Motorsäge: Berni Wagner
Ein Vogel ist keine Motorsäge: Berni Wagner © Astrid Knie

Die Natur ist natürlich auch ein Trottel. Die Knie eine lächerliche Konstruktion aus zwei Stecken, die von einem Gummiband zusammengehalten werden. Das menschliche Gehirn zwar in der Lage, sich selbst zu erkennen, aber nicht, sich selbst zu mögen.

Der Mensch auf dem besten Weg, es der Natur heimzuzahlen. Insektensterben mit freiem Auge wahrnehmbar, Berni Wagner arbeitet mit Blutspenden an die Gelsen dagegen. Gehört er deshalb zu den Guten? Ein Stadtkind, das einen Vogel nicht von einer Motorsäge unterscheiden kann? Ein Clown, der Klima-Benefiz im Autokino macht?

Österreich-Premiere von „Galápagos“ war am Montag auf der FrischLuft-Bühne des Linzer Posthofs. Der Titel mehrdeutig, die als Weltnaturerbe geschützte Inselgruppe und andererseits abgeleitet von den Fruchtgetränken, die auf Unterhaltungskünstler wie ihn backstage warten: Gala-Pagos.

Wagner, Jahrgang 1991, aufgewachsen in Gallneukirchen, erhielt 2013 für sein Debüt „Schwammerl“ von Publikum und Jury den Grazer Kleinkunstvogel zugesprochen. Es folgten „Kitsch“ (2016) und „Babylon!“ (2018). Mit seinem vierten Solo knallt Wagner punkiges Öko-Kabarett vor den Latz.

Erzählstruktur schon auch wichtig, aber geschmeidige Übergänge sind was für Spießer. Selbstironie (die Typberatung empfahl „Sackl übern Kopf“) und anarchistische Lust, die auf wilden Pfaden manche gute Pointe zuwuchert. Bobos im Bioladen, ein steirischer Schamane mit Online-Poker-Vergangenheit, der Tod eine Verschwörungstheorie. Der Amazonas schrumpft, während Amazon wächst. Massensterben kümmert kaum, aber vielleicht das Ende der Gemütlichkeit?

Berni Wagner noch kein Zyniker, aber den reflektierten Idealismus treiben sie ihm schon noch aus. Fetter Beifall, gepaart mit virusentspannter Dankbarkeit.

Von Christian Pichler

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