„Der Neue Heimatfilm“: Preise beim Festival in Freistadt vergeben

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Die Verteidigung der Identität Von Michael Aichmayr © Caracters Production/Filmsazan Cooperation

Die 47 für das 34. Festival „Der Neue Heimatfilm“ ausgewählten Spiel-, Dokumentar- und Kurzfilme zeigten als verbindendes Element die Verteidigung von Identität in einem gewaltvollen Umfeld, oft verbunden mit sozialer Problematik und damit drohendem Persönlichkeitsverlust. Als beeindruckend erwiesen sich dabei häufig Kinderfiguren, aus deren Perspektive sich die Bildgewichtung mit einem unverfälschten, aber auch generationsübergreifenden Blick auf die Gesellschaft gestaltet.

Der Spielfilmpreis der Stadt Freistadt erging gemeinsam mit Behtash Sanaeeha an die in Freistadt anwesende iranische Regisseurin Maryam Moghaddam, zugleich Protagonistin der „Ballade von der weißen Kuh“ („Ghasideyeh Gave Sefid“ ) über eine kraftvolle Frau, die sich wegen ihres unschuldig zum Tode verurteilten Mannes in einer paralysierten Gesellschaft, die „die politische Entscheidungen als gottgegeben“ (so die Jury) definiert, ihr Recht erkämpft. Der mit einer lobenden Erwähnung bedachte kanadische Beitrag „Beans“ von Tracey Deer wurde ebenso von der Jugendjury als Preisträger gekürt, wobei die authentisch gezeichnete Entwicklung eines Mohawk-Mädchens im Rahmen der historischen Aufarbeitung rassistischer Gewalt gegen den Indianerstamm im Jahre 1990 gewürdigt wurde. Hoffende, Gestrandete Ein lebensnahes Bild über die Situation von Frauen im „Arabischen Frühling“ gibt der mit dem Dokumentarfilmpreis ausgezeichnete ägyptische Beitrag „As I want“ von Regisseurin Samaher Alqadi.

Lobende Erwähnungen erhielten „Colors of Tobi“ der ungarischen Regisseurin Alexa Bakony, die den transgender lebenden 16jährigen Protagonisten vier Jahre lang auf dessen Suche nach Identität begleitet hat, und „School of hope“ des Marokkaners Mohamed El Aboudi über Kinder von Nomadenstämmen. Konsequent folgen die mit dem Würdigungspreis ausgezeichneten italienischen Regisseure Gianluca und Massimiliano De Serio in „Spaccapietre“ dem Blick eines Jungen, der seine Mutter verlo ren hat und mit seinem sozial gestrandeten Vater und Migranten als Tagelöhner schwere landwirtschaftliche Arbeiten verrichtet, den unwürdigen Bedingungen. In „Assandira“ von Salvatore Mereu beeindruckte der 82jährige Schriftsteller Gavino Ledda als Protagonist im Konflikt zwischen traditionellen Werten und geschäftstüchtiger Folklore der kommenden Generation.

Die Suche nach Identität in einer zunehmend anonymen Welt zeigen Mario Brentas und Karine de Villers kontrastierende Bilder von gestrandeten Menschen in der Architektur der globalisierten Großstadt in „Il sorriso del gatto“ („Das Lächeln der Katze“). Als Lebensmöglichkeiten auslotende Dokumentarfilme beeindruckten „Brigitta´s Friends“ des Braunauers Christian Kogler, eine mutige Recherche und Bestandsaufnahme über die Bevölkerung in Israel.

In die Habsburgermonarchie führt Lukas Pitscheiders Film „Die letzten Österreicher“, eine Begegnung mit Identität und alter Sprache der Nachfahren von einst im Osten der Monarchie angesiedelten Österreichern im ukrainischen Königsfeld. Kampf einer Frau in einer paralysierten Gesellschaft: Spielfilmpreis der Stadt Freistadt an die iranische Regisseurin Maryam Moghaddam für „Ballade von der weißen Kuh“

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