Der Spion im eigenen Haus

Vorsicht: So einfach können sich fremde Menschen in eine Überwachungskamera hacken

mobile connect with security camera

Um potenzielle Einbrecher abzuschrecken, installieren immer mehr Menschen im Privatbereich Überwachungskameras. Doch damit bewirkt man oftmals das Gegenteil! Davor, wie leicht Fremde auf ungesicherte Überwachungskameras zugreifen können, warnt Stephanie Berger von der Kriminalprävention im Landeskriminalamt Linz im Interview.

VOLKSBLATT: Wie schwer ist es, eine Überwachungskamera zu hacken?

LKA-Mitarbeiterin Stephanie Berger: Das ist nicht allzu schwer. Hacker können mit bestimmten Programmen das Passwort ausforschen, was besonders schnell geht, wenn die Passwortkombination einfach ist, oder das Gerät auf Werkseinstellung bleibt. Das heißt, dass das Passwort nach Inbetriebnahme nie geändert wurde.

Auf welche Daten kann dadurch zugegriffen werden?

Bei einer Überwachungskamera kann auf das gesamte Videomaterial zugegriffen werden. Außerdem kann im schlimmsten Fall auf weitere Geräte, die über das WLAN mit dem Internet verbunden sind, inklusive dazugehöriger Daten zugegriffen werden.

Was kann ein Hacker mit den Daten und dem dazugehörigen Bildmaterial anfangen?

Je nachdem, wo die Kameras installiert sind, ist es möglich sich einen Einblick in das Privatleben zu verschaffen. Ein Einbruch kann dadurch genauer geplant und organisiert werden. Oftmals kommt es auch zu Betrugs- und Erpressungsversuchen oder Opfer finden ihre Bilder und Videos auf dubiosen Seiten. Die Polizei ist jeden Tag mit Fällen von Internetkriminalität konfrontiert. Trotz intensiver Ermittlungen ist es aber nur schwer möglich, Täter zu verfolgen und ausfindig zu machen, da viele über verschlüsselte IP-Adressen zugreifen. Ein Großteil der Täter befindet sich außerdem im Ausland, wo teilweise auch andere Rechtsvorschriften gelten.

Wie soll ich vorgehen, wenn ein Foto oder Video ohne meiner Zustimmung im Internet landet?

Auf www.ombudsstelle.at kann man Beschwerde einreichen und erhält eine kostenlose juristische Beratung zu den Themen Urheberrecht, Persönlichkeitsrecht und Datenschutzrecht.

Würden Sie Privatpersonen zu einer Überwachungskamera raten?

Im Außenbereich, in Kombination mit einer Alarmanlage, kann es durchaus sinnvoll sein, eine Kamera zu verwenden. Das ist jedoch nur der Fall, wenn diese von einem Experten rechtmäßig angebracht und installiert wird. Von Kameras in Innenräumen und Überwachungskameras, die man günstig im Internet erwerben und selbst installieren kann, würde ich definitiv abraten.

Wie kann man sich vor Cyberattacken schützen?

Das Wichtigste ist, dass bei allen internetverbundenen Geräten ein sicheres Passwort verwendet wird. Das sollte aus 15 bis 20 Groß- und Kleinbuchstaben, Sonderzeichen und Zahlen bestehen. Am einfachsten ist es, wenn man sich dafür einen Satz ausdenkt und die Anfangsbuchstaben merkt. Eine andere Möglichkeit wäre die Vierwort-Methode, das bedeutet, dass man vier zusammenhanglose Wörter aneinander reiht. Auch ein Passwortmanager ist eine gute Option. Dabei handelt es sich um eine Software, die Zugangsdaten und Passwörter verschlüsselt speichert. Generell lässt sich sagen, dass ein vorsichtiger Umgang mit den eigenen Daten noch immer die beste präventive Maßnahme ist, um sich zu schützen. Ich rate den Menschen immer, sich vorab zu fragen „Was möchte ich tatsächlich im Internet von mir zeigen und preisgeben?“ Wenn Bildmaterial oder Daten einmal im Internet sind, dann bleiben sie dort auch!

P.S.: Eine genauere Anleitung für die Erstellung sicherer Passwörter findet man auf der Website www.saferinternet.at. Eine weitere wichtige Quelle, die Tipps für einen sicheren Umgang im Internet gibt, ist die Website www.watchlist-internet.at.

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