Der Versuch, das Unfassbare zu fassen

Gedenktag: Kunstuni lädt zu Online-Filmabend mit erster Holocaust-Doku

Filmstill aus „Nacht und Nebel“: Wachturm im KZ Auschwitz
Filmstill aus „Nacht und Nebel“: Wachturm im KZ Auschwitz © Bundesverband Jugend und Film

Vieles davon hat man schon gesehen, das meiste gewusst und trotzdem ist „Nacht und Nebel“, der erste Dokumentarfilm über die Vernichtungslager und den Holocaust nach dem 2. Weltkrieg überhaupt, auch heute noch besonders eindringlich und erschütternd.

Die Linzer Kunstuni zeigt das 1956 mit dem Grand Prix du Cinema Francais ausgezeichnete, aber auch immer wieder zensierte Werk zum Internationalen Holocaust-Gedenktages am 27. Jänner um 18 Uhr online. Anschließend findet eine Diskussion mit Experten über den Film und seine aktuelle Bedeutung statt.

Der französische Regisseur Alain Resnais hat die Doku 1956 aus Wochenschauberichten der Alliierten von der Befreiung von Auschwitz und Aufnahmen, die er in der verlassenen Vernichtungsstätte aufgenommen hat, in Farbe gestaltet. Die Musik stammt vom österreichischen Komponisten Hanns Eisler, einem Juden, der in der Nazi-Zeit emigriert ist, die Originaltexte von Jean Cayrol, einst Häftling des KZ Mauthausen, der 1945 eine Gedichtsammlung unter dem Titel „Poemes de la Nuit et du brouillard“ (ins Deutsche übersetzt: „Nacht und Nebel“) herausgebracht hat, in der er seine Zeit im Widerstand und im KZ verarbeitete.

Paul Celan hat die Texte für die deutsche Fassung bearbeitet, die in einer sehr poetischen Sprache daherkommen, an Inhalt aber nichts aussparen. Da wird geschildert, wie es den Häftlingen ergeht, auch ihre Ängste in Worte gefasst, Vergleiche gezogen, Allegorien gefunden, die tiefen Eindruck hinterlassen, abwechselnd mit Überlegungen der Nazis, wie sie diese Stätten des Mordens produktiver machen können.

Vielleicht ist es auch das Wissen darum, dass das 30-minütige Werk in einer Zeit entstanden ist, wo die Auseinandersetzung mit den Taten der Nazis oft noch kein Thema war und Aufarbeitung schon gar nicht, das es so beeindruckend macht. Am Ende warnt der Sprecher vor Kontinuitäten und davor, dass so etwas wieder passieren könne: „Der Schrei verstummt nicht.“

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Die Veranstaltung bildet den Auftakt zum neuen „Co.Lab Erinnerungsarbeit — ästhetisch-politische Praktiken“ der Kunstuni.

Anmeldung bis 27.1., 8 Uhr: lorenz.hutterer@ufg.at

Von Melanie Wagenhofer

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