
Erderwärmung, globale Klimakrise, CO2-Kollaps – was soll´s? In Deutschland werden wieder Steinkohlekraftwerke angeworfen. Nummer 1 ist das Kraftwerk Mehrum in Niedersachsen, das kurz vor dem Neustart steht. Die nach der Braunkohleverstromung klimaschädlichste Art der Energieerzeugung wird möglich durch eine Verordnung vom 14. Juli: Diese erlaubt, dass Steinkohlekraftwerke aus der Netzreserve wieder in Betrieb gehen können, um Erdgas einzusparen. Im Juni lag der Erdgasanteil an der Stromerzeugung in Deutschland laut Bundesnetzagentur (BNA) bei 11,2 Prozent. Es handle sich bisher um die einzige „Marktrückkehr“ eines Kraftwerks, die der BNA angezeigt worden sei, so die Behörde.
Deutschland bei leeren Speichern erpressbar
Ganz vorne beim Kohle-Wiedereinstieg stehen die deutschen Grünen: So hat Wirtschaftsminister Robert Habeck im Juni gefordert, dass Kohlekraftwerke stärker zum Einsatz kommen müssen. Die Speicher würden sich bis Winter nicht füllen und Deutschland sei dann politisch erpressbar, so Habeck. Wie das mit der nach wie vor online gestellten Kohleausstieg-Forderung auf der Webseite der Deutschen Grünen im Bundestag vereinbar ist, lassen Habeck und Grünen- Chefin Annalena Baerbock offen. Dort steht als erster Satz: „Die schmutzige Kohleverstromung ist nicht mit den Klimazielen und Klimaschutz vereinbar.“ Der Neustart von Mehrum soll indes nicht der einzige bleiben: Neben der Verordnung für Steinkohle- und Öl-Kraftwerke wird für Oktober eine Verordnung für das Wiederanfahren von bereits stillgelegten Braunkohlekraftwerken vorbereitet.
Von Karl Leitner