Die altehrwürdige Linzer Gugl hat ausgedient

Mit dem Cup-Spiel des LASK gegen Elektra heißt es Abschied nehmen vom Linzer Stadion

Das Gugl-Oval begleitete den heimischen Sport über 68 Jahre.
Das Gugl-Oval begleitete den heimischen Sport über 68 Jahre. © GEPA

„Gemma LASK schaun?“ — diese (rhetorische) Frage war über Jahrzehnte hinweg unweigerlich mit einem Trip auf die Linzer Gugl verbunden. Rein in die Bim, im 27er-Bus vom Taubenmarkt Richtung Stehplatzeingang befand man sich bereits in bester, schwarz-weißer Gesellschaft.

Spätestens jetzt stiegen Puls und Vorfreude ins Unermessliche — da tat es wenig zur Sache, ob das altehrwürdige Oval Geisterkulissen gegen Untersiebenbrunn und Kalsdorf oder aber die Champions-League-Hymne gegen Brügge zu bieten hatte.

Am Mittwoch (16.12., 18 Uhr) steigt das letzte Sportereignis mit dem Cupspiel zwischen dem LASK und Elektra. Leider fällt ein würdiger Abschied mit vollem Haus Corona-bedingt flach.

„Wollen die nach Mekka schauen?“

Ja, die Gugl hatte als Fußballstadion zweifelsohne ihre Defizite. Die Laufbahn als Stimmungskiller, die völlig veraltete Architektur oder die offene Ostseite, über die Ex-ÖFB-Teamchef Marcel Koller einst sagte: „Wollen die nach Mekka schauen?“ Und doch wird die am 28. Juni 1952 mit einem Schul- und Sportfest eröffnete Sportstätte auf ewig mit der oberösterreichischen Geschichte und seinen Fans verbunden bleiben. „Dieser Ort mitten in Linz hat Kult-Status“, meinte LASK-Kapitän Gernot Trauner, der sich gerne an viele Sternstunden zurückerinnert. „Jedes einzelne internationale Spiel auf der Gugl war ein Highlight für mich. Wir haben dort oben große Erfolge gefeiert.“

Das galt freilich auch für Stadtrivale SK VÖEST, der 1974 mit einem 2:0 gegen die Vienna den letzten Meistertitel eines Linzer Klubs in der Bundesliga bejubeln durfte.

Barcelona zu Gast

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„Das war einmalig, ein gewaltiges Erlebnis“, erinnert sich Ex-Torjäger Christian Stumpf, der damals als achtjähriger Bub mit dabei war und später für beide Linzer Klubs stürmte. „Es gab einige Höhen und Tiefen. Die Derbys waren natürlich brisant. Das war immer eine prickelnde Stimmung, schon eine Woche vor dem Spiel.“

Ein weiteres Highlight für den Werkssportverein war auch das Meistercupspiel gegen den FC Barcelona (0:0) in der Saison darauf, das 25.000 Fans verfolgten. Lokalrivale LASK schrieb indes mit dem 1:0 gegen Inter Mailand 1985 Geschichte. Hinzu kamen auch zehn Länderspiele, das letzte 2012 gegen die Elfenbeinküste (0:3).

Renovierungs-Fiasko war der Anfang vom Ende

Der Zuschauerrekord bei einem Sportevent liegt übrigens bei 33.000 Anhängern, verzeichnet beim Match des LASK 1962 gegen den Wiener Sportklub. Die absolute Bestmarke hält Michael Jackson: Sein Konzert 1988 sahen 40.000 Leute. Im selben Jahr stieg das erste Leichtathletik Gugl-Meeting, das in seiner Blütezeit bis zu 17.000 Begeisterte anzog.

Zur Geschichte des Ovals gehören freilich auch die Renovierungen und Sanierungen. Flutlicht 1967, Umbauarbeiten für ein Leichtathletikstadion 1985, Dach und Zubau 1988, Erneuerung der Stehplätze und völlige Überdachung 1994/95. Zu guter Letzt das missratene Facelift von 2010 bis 2012, das mehr als 30 Millionen Euro verschlang, aber kaum Verbesserungen brachte. So hat die gute alte Gugl nun ausgedient. Viele schwarz-weiße Fans wird’s freuen, dass es ob der neuen Arena ab 2022 trotzdem wieder heißen kann: „Gemma LASK schaun auf die Gugl?“

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