Meinung

von Christian Haubner

Die andere Geschichte

Kommentar zu den jüngsten Abschiebungen.

Die Bilder von Schülerinnen, die mit einem großen Polizeiaufgebot (über dessen Sinnhaftigkeit man diskutieren kann) abgeschoben werden, sind herzzerreißend, keine Frage. Denn die Kinder können nichts dafür. Auch keine Frage. Das ist eine Geschichte, die sehr aufwühlt und betroffen macht.

Es gibt aber auch noch eine andere Geschichte, eine Vorgeschichte nämlich: Vor mehr als zehn Jahren kam eine der Familien nach Österreich. Ein Asylantrag wurde gestellt, aber abgelehnt, weil keine Asylgründe vorlagen. Dennoch gab es weitere Anträge, die auch abgelehnt wurden. Die Familie reiste vor acht Jahren aus.

Zwei Jahre später kam sie dennoch erneut ins Land. Es gab weitere Asylanträge, die Verfahren – insgesamt fünf – gingen alle negativ aus. Der gerichtlichen Aufforderung zur Ausreise kam die Familie nie nach.

Kann man also diese Geschichte beurteilen, wenn man nur ihr Ende – sprich die Bilder von der Abschiebung – sieht? Darf man die Vorgeschichte ausblenden? Wenn man Mitschülerin oder Mitschüler ist, wenn man Lehrerin oder Lehrer der Kinder ist, wenn man Privatperson ist, dann kann man natürlich. Wenn man den Rechtsstaat vertritt und Innenminister ist, dann darf man das nicht. Leider. Denn die Kinder können tatsächlich nichts dafür. Der Staat in dem Fall aber auch nicht.

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