Die Ansprüche sind gestiegen

Ein Team, das Freude macht: Österreichs Fußball-Frauen übten nach 3:1 Selbstkritik

Laura Wienroither, Nicole Billa und Sarah Zadrazil (v.l.) jubeln über den 3:1-Sieg gegen Nordirland, die ÖFB-Frauen wollen sich damit aber nicht zufriedengeben.
Laura Wienroither, Nicole Billa und Sarah Zadrazil (v.l.) jubeln über den 3:1-Sieg gegen Nordirland, die ÖFB-Frauen wollen sich damit aber nicht zufriedengeben. © APA/Punz

Marko Arnautovic hätte sich nach so einem Sieg vor lauter Freude wahrscheinlich gar nicht mehr eingekriegt, Ex-Teamchef Franco Foda seinen Kritikern süffisant ins Gesicht gelächelt und das Team über den grünen Klee gelobt.

Aber was machen Österreichs Fußball-Frauen, nachdem sie das Schlüsselspiel in der WM-Qualifikation gegen Nordirland sicher mit 3:1 gewonnen und sich damit praktisch einen Platz im Play-off gesichert haben? Sie wissen um die Bedeutung des Sieges, gehen aber mit sich durchaus hart ins Gericht.

„Wir haben nicht so gespielt, wie wir uns das vorgestellt hatten. Es wurde uns einiges aufgezeigt“, meinte etwa Kapitänin Carina Wenninger, die nach einer Ecke das so wichtige 1:0 per Ferse erzielte.

Auch Teamchefin Irene Fuhrmann war weit davon entfernt, in Euphorie auszubrechen und meinte mit Blick auf die EURO im Juli, wo Nordirland ebenfalls Gruppengegner ist: „Unsere Mannschaft hat schon gesehen, dass wir da noch einmal zulegen müssen, um dieses nordirische Team, das sich über die Mentalität definiert, nicht mehr ins Spiel kommen zu lassen.“

Sehr gute Entwicklung

Auch wenn man es aus den Kommentaren nach dem Spiel in Wr. Neustadt nicht unbedingt hören konnte, die Entwicklung der ÖFB-Frauen unter Fuhrmann seit 2020 ist erfrischend. Teamgeist, Zusammenhalt, Spaß — diese Tugenden lernte die breite Öffentlichkeit schon beim EM-Märchen 2017 (Platz 3) kennen. Jetzt kommen taktische Flexibilität, höhere individuelle Qualität und ein tieferer Kader hinzu.

Die Fuhrmann-Elf begnügt sich nicht mehr damit, zu verteidigen, sondern will das Heft selbst in die Hand nehmen. Viele Spielerinnen messen sich im Ausland tagtäglich auf höchstem Niveau. Ausfälle von Schlüsselspielerinnen wie diesmal Viktoria Schnaderbeck können fast gleichwertig ersetzt werden.

Marina Georgieva vom FC Sand (D) spielte in der Innenverteidigung souverän. Und wer gesehen hat, wieviel Schwung die 20-jährige Oberösterreicherin Lisa Kolb nach ihrer Einwechslung in den Angriff brachte, weiß, welches Potential im Team steckt. Die gesunde Portion Selbstkritik ist Zeichen der gestiegenen eigenen Ansprüche. Am Dienstag (20.30/live ORF Sport+) stellt die Frauen wohl nur ein Torfestival gegen Gruppenschlusslicht Lettland zufrieden.

Ja, wenn alles passt, könnte die EURO im Juli wirklich wieder ein Hit werden. „Die WM-Quali ist nicht die EM, aber so ein wichtiger Sieg gibt auf jeden Fall Selbstvertrauen“, betonte OÖ-Verteidigerin Laura Wienroither.

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