Die geilsten Fans der Welt

Wer geglaubt hatte, die Jännerrallye 2019 wäre brutal gewesen, der wurde heuer eines Besseren belehrt. Hatte im Vorjahr die dicke Schneedecke für extrem schwierige, aber halbwegs überschaubare Pistenverhältnisse gesorgt, war dieses Jahr davon keine Rede.

Trocken, nass, verschneit, eisig, matschig, die 14 zu absolvierenden Sonderprüfungen über knapp 170 km spielten alle Stückerl, die 35. Internationale  LKW Friends on the road Jännerrallye  war eine echte Härteprüfung.

Wenig überraschend, dass am Ende einige Protagonisten als unbelohnte Helden das Rallyezentrum in Freistadt verließen.

Allen voran Simon Wagner. Der Mauthausener hatte als einziger der Spitzenfahrer keinen nennenswerten Fahrfehler zu Buche stehen und fuhr trotzdem am Sieg vorbei. Der Umbau des Set-ups an seinem Skoda Fabia auf schmale Spikesreifen hätte zu lange gedauert. Wagner fuhr mit breiteren Pneus und riss gut eine Minute Rückstand auf nur einer Sonderprüfung auf. Was der Mühlviertler fahrtechnisch drauf hat, zeigte er nur drei Stunden später. Als die SP Liebenau ein zweites Mal absolviert werden musste, gab Wagner frustriert richtig Gas und erreichte die fünft beste Zeit, dennoch war der Sieg dahin.

Nämliches Schicksal ereilte auch Johannes Keferböck, als einer von nur zwei Piloten im Spitzenfeld baute auch der Pregartner nicht auf die bespickten „Asphaltschneider“ um. „Das war dumm“, erkannte Keferböck nicht erst beim Blick in die Ergebnisliste, „eigentlich wollte ich danach das Auto abstellen. Aber die Ilka hat das nicht erlaubt und mich wieder aufgemuntert. Naja, und jetzt sind wir halt doch im Ziel.“ Der Jännerrallye-Sieger von 2018 katapultierte sich aus den Top drei, letztendlich stellten Keferböck und Co-Pilotin Ilka Minor, die ihre 684. Rallye absolvierte, den Keane-Skoda Fabia Evo auf Rang neun ab.

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Auch beim Vorjahressieger Julian Wagner lief beileibe nicht alles rund. Der Mauthausener im BRR Skoda Fabia R5 baute einige Fehler ein und kam trotz sieben SP-Bestzeiten nicht unter die Top ten. „Ich habe leider das Auto demoliert, die Reparatur hat viel Zeit gekostet.“ 12 Minuten, um genau zu sein. Mit Platz 14 blieb eine herbe Enttäuschung am Ende, wenngleich der abschließende Sieg auf der Power Stage Julian Wagner etwas zu trösten vermochte.

Trost hatte Hermann Neubauer (Foto: Jännerrallye/Illmer) nicht nötig, obgleich beim Lungauer im Zellhofer-Ford Fiesta nach der letzten Sonderprüfung die Tränen flossen. Endlich hatte der regierende Staatsmeister auch im Mühlviertel gewonnen, war der letzte schwarze Fleck auf seiner Rallyeweste beseitigt. 50 Sekunden rettete Neubauer auf Simon Wagner ins Ziel, danach brachen alle Dämme.  „Mir fehlen die Worte, ein Wahnsinn. Das ganze Team hat eine sensationelle Arbeit geleistet, endlich bin ich ins Ziel gekommen, endlich hab‘ ich hier gewonnen.“ Neubauer gab zugleich ein treffendes Urteil zur Jännerrallye ab. „Eine ganz tolle Rallye, so viele Leute an der Strecke, das ist unglaublich, was hier los ist. Ein dickes Lob an die Veranstalter, genau solche Rallyes braucht unser Sport!“

Einer Einschätzung, der sich der Überraschungsmann der Rallye, der Drittplatzierte Michael Lengauer nur anschließen konnte. „Eine echte Jännerrallye, rutschig, schwierig, geil. Wir haben uns am Samstag dank guter Reifenwahl einen Polster heraus gefahren, ich bin halt einfach schnell auf losem Untergrund“, analysierte Lengauer eine Topleistung recht bescheiden. Unterwegs in einem seriennahen Subaru WRX STI aus dem Hause Bamminger, konnte Lengauer mit den Spitzenfahrern problemlos mithalten, der Podestplatz als Belohnung für eine saubere, schnelle Fahrt. Seinen Dank an die  Bamminger-Mannschaft kleidete Lengauer dann noch bei einem (oder gar zwei?) kleinen Bierchen in Worte. „Wir werden heute die Nacht zum Tage machen….!“

Verhalten gefeiert werden sollte auch im Hause Rossgatterer, Pilot Martin war nämlich im nicht mehr ganz taufrischen Mitsubishi Lancer Evo VI  als Elfter auf die Zielrampe gerollt. „Rossis“ Dank galt insbesondere dem legendären Publikum im Raum Freistadt.

„Die Mühlviertler Fans sind ein Wahnsinn, die sind die geilsten der Welt!“

 

 

 

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