Paradiesvorstellungen bestimmen den Höhenrausch über Linz wie die Kunstgeschichte gemeinhin.
Die Kunstsammlung im U-Hof präsentiert derzeit die Rauminstallation „paradise moving“ von Ilona Agnes Tömö, geboren 1975, Kunststudium in Budapest und Linz, ab 2008 Bühnenbildnerin am Landestheater.
Als Fortsetzung der Bühnenbilder betrachtet Tömö ihre freien Rauminstallationen. Eine organische Skulptur bewegt sich durch den Ausstellungsraum, kriecht auf scheinbar willkürlichen Wegen durch ein von der Künstlerin behauptetes Paradies. „Poesie ist ein Pappteller, würdevoll entzogen der mächtigen Logik des Würstelstands“, verortet Thomas Schlager-Weidinger, Theologe und Schriftsteller, Partner ihres Kunstkollektivs „coopzweierlei“, das Werk. Die Skulptur besteht aus einer Unzahl von Papptellern — den runden weißen mit den hübsch gerillten Rändern.
Wie ein lebendiges Gebilde mit Schuppen
Die Wandlung von gemeinhin als wertlos erachteten Dingen und der Verweis auf „Haushaltsarbeit“ beinhaltet für Tömö auch einen frauenpolitischen Aspekt. Ihr verändertes Paradies passt sich den räumlichen Gegebenheiten an. Wie ein lebendiges Gebilde mit Schuppen windet sich das Wesen durch den Raum, zwängt sich in Fenster- und Türnischen, quillt befreit wieder auf zur ganzen Größe. In allen Zuständen wohlgeformt schön, zugleich durchdacht konstruiert, sorgfältig auf Draht gespannt, geklebt und geklammert, Tömö macht die Schöpfungsgeschichte sichtbar.
Ihre Kreatur umzingelt den Betrachter, erkundet und entdeckt ihn wie den Raum. Die weiche Form dieser Schlange, ihre Eleganz, verführt unweigerlich zur Assoziation mit Lust und dem Reiz des Verbotenen. Der Betrachter ist nun Jener, dem es frei steht, von der Erkenntnis zu kosten. Der Anspruch greift hoch. Ein Staunen über die ungeahnte Schönheit von Papptellern bleibt auf alle Fälle.
- Dauer der Ausstellung bis 30. August, Kunstsammlung, 2. Stock U-Hof, Öffnungszeiten: Di-Fr 14 bis 18 Uhr
Von Eva Hammer
