Die Renaissance eines beliebten Insekts

OÖ setzt auf Infos und Beratung und baut so Spannungen zum Thema Pflanzenschutz ab

V. l.: Domenica Auteri vom Referat Pestizide, EFSA-Chef Bernhard Url, LR Langer-Weninger, LK-Präsident Waldenberger
Andreas Platzer (l.) von der Imkerschule Altenburg bei Kaltern erläutert Agrar-Landesrätin Michaela Langer-Weniger und LK-Präsident Franz Waldenberger die Arbeitsweise der Imker. © LK OÖ

Meldungen über einen gewaltigen Rückgang der Bienenbestände in den vergangenen zehn bis 15 Jahren haben nicht nur viele Konsumenten aufgeschreckt. Auch in der Landwirtschaft läuteten die Alarmglocken.

Denn die fleißigen Insekten produzieren nicht nur wohlschmeckenden Honig, sondern auch Wachs für die Lebensmittelverarbeitung sowie Propolis für die Wundheilung und Gelee Royale als beliebtes Nahrungsergänzungsmittel. Vor allem aber sind Bienen für die Bestäubung von zahlreichen Kultur- und Wildpflanzen verantwortlich.

Konfliktgeladene Suche nach den Schuldigen

„Schnell wurde mit dem Finger auf die Landwirtschaft und die dort verwendeten Pflanzenschutzmittel gezeigt“, sagte Agrar-Landesrätin Michaela Langer-Weninger anlässlich einer Pressereise der Landwirtschaftskammer (LK) OÖ nach Südtirol und in die Emilia-Romagna, die fruchtbarste und für die italienische Landwirtschaft wichtigste Region.

Doch trotz intensiver Forschung konnte bislang keine alleinige Ursache für den Rückgang der Bienenvölker ausgemacht werden. Die Wissenschafter führen mehrere Faktoren an, die in Kombination oder unabhängig voneinander eine Rolle beim Bienensterben spielen.

Allen voran die intensive Landwirtschaft und der Einsatz von Pestiziden, die Unter- und Fehlernährung von Bienen, Viren, Milben, genetisch veränderte Pflanzen sowie der Verlust natürlicher Lebensräume. Eine oberösterreichische Delegation mit Fachexperten unter der Leitung der Landesrätin und von LK-Präsident Franz Waldenberger an der Spitze wollte es genau wissen und besuchte die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) mit Sitz in Parma.

Pestizide im Visier der EU-Behörde

„Wir nehmen das Thema Bienen sehr ernst“, betonte der aus Österreich stammende EFSA-Direktor Bernhard Url. Die 600 Mitarbeiter der EU-Behörde – davon die Mehrzahl Wissenschafter – bewerten anhand von vielen Studien die Umweltverträglichkeit der Wirkstoffe von Pestiziden und gentechnisch veränderten Organismen, die Hersteller am EU-Markt vertreiben wollen.

Ihre Expertisen dienen als Grundlage für die Risikobewertung auf EU-Ebene, die Entscheidung über die Zulassung der Mittel wie etwa das umstrittene Glyphosat treffen aber die einzelnen EU-Mitgliedsländer.

Laut Url sammelt die EFSA in Zusammenarbeit mit mehr als 1000 Forschern aus den EU-Ländern Daten, um vorauszusagen, wie sich etwa chemische Mittel auf die Gesundheit der Bienenvölker auswirken. „Europa ist führend beim Verbannen von Pflanzenschutzmitteln. Ziel ist ein möglichst hohes Niveau des Konsumentenschutzes“, sagt der Behördenleiter. Die EFSA veröffentliche ihre Untersuchungen möglichst bald, damit sie von jedermann überprüft werden könne.

Dass das Verhältnis zwischen Imkern und Bauern nicht immer friktionsfrei ist, zeigte ein Besuch bei der Erwerbsimkerei von Armanda Manghi. Mit 600 Bienenvölkern zählt sie zu den größten Betrieben in der Region um Parma und vermarktet 80 Prozent des Honigs über die nationale Imkervereinigung CONAPI. Laut dem Agrarwissenschafter und Präsidenten des Imkerverbandes der Provinzen Parma und Reggio Emilia, Roberto Reggiani, macht nicht nur die Klimaveränderung den Imkern zu schaffen. So suchen an Tagen ab 30 Grad Celsius Bienen nicht mehr wie sonst nach Pollen und Nektar, sondern nach Wasser. Dazu komme das Milbenproblem. Generell sei die Zusammenarbeit der Imker, die in den vergangenen zehn Jahren dramatische Rückgänge der Erntemengen hinnehmen mussten, mit den Bauern hinsichtlich Schutz der fleißigen Insekten schwierig.

In Südtirol, wo vor allem der Apfelanbau eine große Rolle spielt, setzt man so wie im heimischen Bienenland Nummer eins vorbildhaft durch das an der Landwirtschaftskammer OÖ angesiedelte Bienenzentrum praktiziert, auf Information und Ausbildung. Laut Andreas Platzer, Organisator der 2005 gegründeten Südtiroler Imkerschule in Altenburg bei Kaltern, hat man pro Jahr 70 Schulklassen zu Gast. Zudem werden 150 neue Imker und Imkerinnen ausgebildet, wobei der 90-stündige Grundkurs 420 Euro kostet.

Natürliche Methoden statt Chemie

Aber auch die Forschung, etwa hinsichtlich natürlicher Pflanzenschutzmethoden, kommt am nahe gelegenen Versuchszentrum Laimburg nicht zu kurz. So gelang es laut Klaus Marschall, Leiter des Pflanzenschutzinstituts, mit der so genannten Samuraiwespe einen natürlichen Feind für die Baumwanze zu züchten, die das Land quasi überschwemmte. Die winzige Wespe legt ihre Eier in die Eier der Wanze, woraufhin nur die pflanzenverträglichen Insekten schlüpfen.

„In Oberösterreich haben wir schon frühzeitig begonnen, Imker und Bauern an einen Tisch zu holen, wo dann gemeinsam an Lösungen gearbeitet wird. Damit sind wir in Sachen Bienenschutz deutlich weiter als in Italien“, sieht Langer-Weninger den eingeschlagenen Weg bestätigt. Das vom Land OÖ finanzierte Bienenzentrum leiste eine hervorragende Arbeit bezüglich Beratung, Information und Wissensvermittlung zu den Themen Bienen und Biodiversität.

Von Heinz Wernitznig aus Kaltern
Der Autor nahm auf Einladung der Landwirtschaftskammer OÖ an der Pressereise teil.

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