Die Welt ist am Ende im Kopf allein

Sally Potters „Wege des Lebens“ gerät langatmig, tragisch und — hoffentlich gewollt – unklar

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Was bleibt übrig, wenn ein Leben zu Ende geht? Sind es die überwältigenden schönen Momente, die, die einem das Herz vor Glück zerspringen lassen? Nicht bei Sally Potter („Orlando“). Leos (Javier Bardem) Leben ist nicht physisch zu Ende, aber wirklich teilnehmen kann er daran nicht mehr.

Immer wieder fragen die Menschen um ihn „Bist du da?“. Demenz, Alzheimer, krank. Wir sehen als Zuschauer von „Wege des Lebens“ wohin die Gedanken des verschwindenden Schatten eines Manns treiben. Vergangenes, wild gemischt, immer tragisch: die leeren Seiten im Notizbuch eines Schriftstellers; der Schmerz der Eltern, die ein Kind begraben haben; die Schuld, die einen Mann trifft, weil er auch sein zweites Kind im Stich gelassen hat.

Im Hier ist es diese Tochter (Elle Fanning), die sich aufopfernd und geduldig um ihn kümmert. Ein Zahnarztbesuch wird zur Tortur. Oder produziert Leos Gehirn Lebenswege, die hätten sein können? War Nestor nun der geliebte Hund oder der so schmerzhaft verlorene Sohn? Oder durchlebt Leo parallel zu seinem „echten“ Leben andere im Geiste? Oder mischen sich traumähnlich Lebensreste mit Fantasie?

Wie auch immer, keine der möglichen Lesarten macht sich auf der Leinwand fassbar breit, es — so soll es wohl sein — bleibt in der Schwebe, nur das Alter von Bardem gibt einen Hinweis darauf, wie es wohl gemeint war. Sally Potters undeutlicher Blick auf diesen Mann ist auf jeden Fall das pure Leid.

Am Schluss ein Hauch von Hoffnung, Liebe. Was will die Regisseurin, die auch für das Drehbuch und die massiv eingesetzte tragische Musik verantwortlich zeichnet, uns sagen? Wenn es mit uns so zu Ende geht, dann richtig schmerzhaft, traurig und kaum ertragbar?

Der Zuschauer driftet ab

Wer diesen Tatsachen ins Auge blicken will, ist in „Wege des Lebens“ richtig, ebenso, wer sich an den tragische-guten schauspielerischen Leistungen von Bardem und Fanning erfreuen will. Ansonsten geraten die 85 Minuten ohne greifbare Handlung oder ernsthafte Reflexion lange und mitunter kitschig. Auch der Zuschauer driftet in die Welt in seinem Kopf ab.

Ab sofort im Kino

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