Don DeLillo: Die Stille

„Die Welt ist alles, das Individuum nichts. Verstehen wir das alle?“ Das fragt einer der Protagonisten in Don DeLillos neuem Buch „Die Stille“.

Wie es der Titel auf den Punkt bringt, handelt die Geschichte vom plötzlichen Ende der Technologien. Kein Strom, kein Fernsehen, keine mobilen Kommunikationsmittel, keine Computer, totaler Zusammenbruch aller Systeme — es herrscht globale Stille. Im Jahr 2022 hat DeLillo „Die Stille“ angesiedelt.

Im ersten Teil des Romans sitzen ein Mann und eine Frau, auf dem Rückweg aus Europa in die USA, in einem Flugzeug. Sie wollen nach der Landung zu Freunden, um in deren Wohnung gemeinsam den Super Bowl anzusehen. Die kleinen Monitore im Flugzeug fallen zeitgleich aus, die Maschine stürzt beinahe ab. Das Paar überlebt, findet sich in der Wohnung der Freunde in Manhattan ein.

Der Roman ändert seine Struktur, das Kammerspiel wird intensiver und verstörender, die Gespräche und Gedanken sind noch abstrakter und surrealer, eine Manifestation der Hilflosigkeit, Sprache und Erzählweise passen sich der Auflösung der Ordnung an und zerbröseln. DeLillo wirft messerscharfe Beobachtungen in den Raum, seine Sätze erfordern eine intensive Auseinandersetzung und Aufmerksamkeit, das Abstrakte gilt es ins Reale zu transformieren.

Don DeLillo: Die Stille, Deutsch von Frank Heibert. Kiepenheuer & Witsch, 112 Seiten, 20 Euro

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