Drama, wenn Österreicher ausbleiben

Fast die Hälfte der Gäste im italienischen Grado kommen aus der Alpenrepublik

Nicht nur die italienischen Strände in Bibione, Lignano oder Caorle sind bei Österreichern beliebt, sondern auch die Sonneninsel Grado in Friaul-Julisch Venetien kann seit fast 130 Jahren auf Gäste aus der Alpenrepublik zählen.

Seit mittlerweile 29 Jahren wird die Saison mit den Österreichischen Ärztetagen rund um Christi Himmelfahrt eröffnet. Eine Woche lang bevölkerten in Vor-Corona-Zeiten rund 1400 Ärzte und mit ihnen ihre Familien – darunter viele Großeltern, die während der Ärztefortbildung auf den Nachwuchs der Jungmediziner aufpassten – somit etwa 4000 Österreicher die malerische Stadt mit ihren Sandstränden.

In Vor-Corona-Zeiten 1,3 Mio. Nächtigungen

„Wir haben normalerweise 1,3 Millionen Nächtigungen pro Jahr“, erzählt Alessandro Lovato, Geschäftsführer der GIT, die zum Großteil dem Regionaltourismusverband und zu zehn Prozent der Gemeinde Grado gehört, im Gespräch mit dem VOLKSBLATT: „Knapp die Hälfte der Gäste kommt aus Österreich, die andere aus Italien, hinzukommen noch Deutsche, Schweizer und Ungarn.

GIT-Geschäftsführer Alessandro Lovato hofft auch heuer auf viele Gäste aus Österreich.
GIT-Geschäftsführer Alessandro Lovato hofft auch heuer auf viele Gäste aus Österreich. ©GIT

„Wenn die drei Prozent Ungarn ausbleiben, können wir das verkraften, aber wenn die österreichischen Gäste fehlen, wird das ein Drama“, sagt Lovato. Noch ist er aber zuversichtlich, dass die Saison einfach später als sonst beginnt, aber bei gutem Wetter bis in den Oktober hinein andauern kann, sodass das Minus – er geht derzeit von bis zu 35 Prozent aus – nicht ganz so dramatisch ausfällt.

„April und Mai sind natürlich schon gelaufen, aber mittlerweile ist die große Stornowelle vorbei und die Zahl der Buchungen bereits wieder höher als jene der Absagen. Sodass eine Öffnung der Hotels ab Juni wieder wirtschaftlich vertretbar ist“, sagt Lovato, der auch geschäftsführender Gesellschafter des alterwürdigen Hotel Astoria ist. „Wir waren bei den Stornos bewusst sehr kulant. Jetzt bereiten wir uns akribisch darauf vor, dass wir gerüstet sind, wenn die Grenzen wieder geöffnet werden.“

Zusammenarbeit zur Sicherheit der Gäste

Dazu zählen Überlegungen, wie man – falls dies vorgeschrieben wird –, die Fieberkontrolle bei den Gästen macht. „Hotels und Strand arbeiten gut zusammen, wir wollen die Gäste schützen, aber nicht unnötig mehrfach belästigen“, so Lovato. Klar ist, dass die Strandliegen in weiteren Abständen aufgestellt werden und angedacht wird auch, die Liegen jeden Abend zu desinfizieren. Die Eintrittstickets für den Strand sollen zunehmend online gebucht werden können, um größere Warteschlangen an den Kassen zu vermeiden.

Von Überlegungen wie vorgelagerte schwimmende Inseln, wie sie da oder dort angestellt wurden, hält der Touristiker aber nichts. „Das macht keinen Sinn in wenigen Wochen derartige Lösungen anzubieten“, betont er.

Erst, wenn die Strandbenützung geregelt ist, will er sich Gedanken über den Kurbetrieb – 7000 bis 8000 vorwiegend italienische Gäste – machen. „Das sind Menschen mit gesundheitlichen Problemen und im höheren Alter, da ist der Schutz viel komplizierter“, weiß Lovato: „Ich habe kein Problem mit Einmalinvestitionen, aber die laufenden Kosten für die Schutzmaßnahmen etwa am Strand schlagen sich zu Buche.“ Sollte es Geld von der EU geben, sei dies willkommen, noch wichtiger wäre ihm aber eine Entbürokratisierung in vielen Belangen.

Grado selbst ist derzeit vom Coronavirus kaum betroffen. „Wir haben vier Fälle, davon haben sich jedoch zwei Personen bei der Arbeit in Ischgl angesteckt“, sagt der Hotel-Chef.

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