Dunkler Schatten vor der Sonne

Posthof: Thomas Baums vierter Linz-Krimi „Schwarze Sterne“

Darknet und Kriminalität, die über Computer-Netzwerke einsickert: der Linzer Autor Thomas Baum
Darknet und Kriminalität, die über Computer-Netzwerke einsickert: der Linzer Autor Thomas Baum © Privat

In Linz spielen die Straßenampeln verrückt, demnächst soll einem Krankenhaus der Strom abgedreht werden. Möglich? Möglich. Thomas Baum hat dafür einen Experten zu Rate gezogen, der in Wien für Computersicherheit arbeitet.

Wie Baum auch sonst gerne präzise für seine Kriminalromane recherchiert. Für „Tödliche Fälschung“ (Erdrosselung eines Bratschisten mit einer Bratschensaite!) hatte er sich unter Kranführern umgehört. Extreme zwischen „Gottesnähe“ und Depressionen, „sehr interessant, sich in diesen Welten zu verlieren“, sagt Baum.

Jetzt aber „Schwarze Sterne“, der vierte Linz-Krimi (Haymon 2021) des Linzers Baum. Die Entwicklung, die er gerne seinen Figuren zugesteht, hat der Krimiautor auch selbst genommen.

„Schwarze Sterne“ ist sein bislang am besten ausbalancierter, spannendster, trickreichster Krimi. Blutiger Trash neben guter Menschenkenntnis, Tempo und Perspektivenwechsel, Humor und eine mörderische Bedrohung („der dunkle Schatten, der sich vor eure Sonne schiebt“). Erstpräsentation des Buchs war am Montag im Linzer Posthof.

Opfer einer Cyberattacke

Die Idee zum Roman, erzählt Baum, kam ihm, als er eines Tages selbst Opfer eines Cyberangriffs wurde. Nicht nur größere Unternehmen und Konzerne, „sondern auch eine kleine Ein-Personen-Kiste wie meine kann betroffen sein“. Was in diesem Fall konkret schmerzhaft für Baum war. Die in einem Erpresserschreiben geforderte Summe in Bitcoins zahlte er nicht und ging in der Folge einer Menge Daten inklusive Drehbücher verlustig. Computer-Hacking, Darknet – eine neue Welt tat sich für den Autor, bekannt auch als Verfasser mehrerer Drehbücher für „Tatort“, auf. Er machte sich an seine Arbeit.

„Schwarze Sterne“ beginnt mit mehrfachen Schockmomenten. Renate, alleinerziehend und Angestellte einer Computerfirma, wird daheim wild von ihrer Tochter attackiert. Aber nicht die 16-jährige Jasmin, in die Neonazi-Szene abgeglitten, steht am nächsten Tag reumütig vor der Tür. Jemand rammt Renate kaltes Metall in den Magen. Der Polizist Robert Worschädl findet einen riesigen Blutfleck vor, aber keine Leiche. Jasmin die erste Verdächtige, aber Worschädl ahnt die größere Dimension des Falles. Er jagt ein anonymes, digitales Gespenst.

In „Schwarze Sterne“ neben der technologischen – und in ihren Auswirkungen existenziellen – Bedrohung die Frage, was Menschen antreibt. Das weite Land der menschlichen Seele, am Beispiel Jasmin: „Ich habe mir die Aufgabe gestellt, dass die Leserinnen und Leser sie am Ende wirklich mögen“, sagt Baum. Ihn, der auch als Lebens- und Sozialberater arbeitet, interessieren „die Biografien, warum Menschen so geworden sind, wie sie sind“.

Verfilmen, ja bitte

Sehr schön etwa, wie Baum eine Anbieterin von touristischen Bootsfahrten auf Teneriffa einführt. Eine unangepasste, geniale Hackerin – der Krimifan mag sofort an Stieg Larssons superschlaue Lisbeth Salander der „Millennium“-Trilogie denken. Gut oder böse? Der Leser rätselt bis zum Ende, einem rasanten Showdown. Und ja: Eine Verfilmung von „Schwarze Sterne“ drängt sich auf.

Von Christian Pichler

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