Ein Ausflug in die Wachau lohnt sich immer

Kunstmeile Krems: Fünf neue Ausstellungen, die für jeden Geschmack etwas zu bieten haben

Thomas Ender: Blick auf Stift Melk, 1841
Thomas Ender: Blick auf Stift Melk, 1841 © Landessammlungen NÖ

Dass 1837 die Dampfschifffahrt zwischen Wien und Linz aufgenommen wurde, hatte viel mit der „Entdeckung“ der Wachau zu tun. Jetzt wurde es möglich, jenes Stück der Donau zwischen Melk und Krems genauer zu betrachten, indem man bei Melk und Stein die Möglichkeit bekam, auszusteigen und sich umzusehen. Es dauerte nicht lang, bis die Künstler kamen und eine Landschaft von besonderer Schönheit entdeckten.

Im Jahre 2000 wurde die Wachau in die Liste der Weltkulturerbe-Stätten der UNESCO aufgenommen. Heuer feiert die im Vorjahr eröffnete Landesgalerie Niederösterreich, die zusammen mit der KunstHalleKrems, dem Karikaturmuseum Krems und dem Frohner-Museum eine besondere „Kunstmeile“ ergibt, das 20-jährige „Wachau“-Weltkulturerbe-Jubiläum mit einer Großausstellung.

Dabei hat Kurator Wolfgang Krug wohl bewusst den „kulturhistorischen“ Aspekt ausgeklammert, denn da würde er die Popularisierung durch Film, Schlager und jede Art von Kitsch einbeziehen. Er beschränkt sich auf Gemälde und Zeichnungen aus dem 18. bis zum 20. Jahrhundert — eine reine Kunstausstellung.

Bedeutende Maler verewigten die Region

Die Landesgalerie Niederösterreich

konnte sie mühelos mit gut 800 Arbeiten von rund 80 Künstlern bestücken, gibt es doch aus dieser Region eine ungeheure Fülle von Bildern bedeutender Maler. Man hat gerade diesen Aspekt der „Regionalia“ immer besonders im Auge behalten und gesammelt. Da finden sich nun große Künstler wie Thomas Ender, Tina Blau oder Rudolf von Alt, wie Emil Jakob Schindler und mit Marie Egner seine berühmteste Schülerin. Viel verdankt die Wachau der Leidenschaft von Eduard Peithner von Lichtenfels, der als Akademieprofessor alljährlich mit seinen Schülern in die Wachau „malen“ kam. Der berühmteste dieser Schüler, Maximilian Suppamtschitsch, hat auch als zeichnender Chronist der architektonischen Kostbarkeiten der vielen kleinen Wachau-Orte Besonderes geleistet.

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Die Wachau bietet durch den Fluß und seine Uferszenerien, durch die Burgen am Weg (Dürnstein liegt am dramatischsten über dem Fluss), durch viele kleine Städtchen mit großteils erhaltenem, gerade in seiner Einfachheit faszinierenden Baubestand eine Fülle von Motiven. Sicher kann der Kurator immer wieder auf die „Romantik“ hinweisen, aber sie gerät den ausgewählten Malern nie zum Kitsch, so wie die Wachau auch trotz des Tourismus eine sehr originäre Welt für sich geblieben ist. Genau das ist das Besondere – und das transportiert die Ausstellung. (Bis 6.3.2022)

Comic-Helden in Latzhosen: Fix & Foxi im Museum

Das Karikaturmuseum Krems

widmet sich Herrschaften, die wohl nie davon geträumt hätten, es je ins Museum zu schaffen. Hat der deutsche Kartonist Rolf Kaukas mit „Fix & Foxi“ in den 1950ern eigentlich nur Disney und der Micky Maus Konkurrenz machen wollten, stellte sich heraus, dass sein Budget für Zeichentrickfilme nicht reichte. Wohl aber für Comic-Hefte, in denen seine beiden Helden zwischen 1953 und 1995 in den Zeitungskiosken durchaus Verkaufstriumphe feierten. Und das in ganz Europa, wo die beiden zu Vorbildern für spätere Comics (mit Schlümpfen, Spirou oder Lucky Luke) wurden.

Die Ausstellung hat mit 200 Originalen viel Buntes und vieles an Entwurfzeichnung über die beiden frechen Füchse zu bieten, die anfangs aus den Kinderbüchern zu kommen schienen, aber nach und nach an zeitsatirischer Kraft gewonnen haben und in einen ganzen Kosmos flankierender Figuren in ihre „Fuxholzen“-Welt eingebaut wurden. In ihrer Karriere haben es die beiden auf gut 300 Mio. verkaufter Hefte gebracht. (Bis 21.2.2021)

Die Kunsthalle Krems

zeigt „Robin Rhode. Memory is the Weapon“. Der 44-jährige Südafrikaner, der in Berlin lebt, bezeichnet die Erinnerung als jene „Waffe“, mit der er sich mit der eigenen Geschichte und Rassismus auseinander setzt. Geistiger Erbe der Street-Art, sind in Krems v.a. seine teils rätselhaften Videos und Zeichnungsblöcke zu sehen. (Bis 1.11.2020)

Unter dem Motto „Schiele – Rainer – Kokoschka. Der Welt (m)eine Ordnung geben“ zeigt die Landesgalerie auch die Sammlung des 1946 geborenen Anwalts Ernst Ploil, die konzeptionell auf Vielfalt ausgerichtet ist: von Möbeln der Wiener Werkstätte über Malerei-Klassiker wie Schiele bis zu Skulpturen der Moderne. Ein reiches Angebot an Künstlern und Kunstformen vom Fin de Siècle bis in die Gegenwart. (Bis 28. 2. 2021)

Landesgalerie: Der steirische Foto- und Video-Künstler Michael Goldgruber, Jg. 1965, hat sich mit seinen Kameras in Niederösterreich umgesehen, wobei ihn vor allem jene Schnittstellen interessieren, wo die Wildnis in die Kulturlandschaft übergeht. Klischeehafte Romantik gibt es in seiner schroffen Bilderwelt nicht. (Bis 18.11.2020)

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