Ein Film mit Retro-Flair und Chlorgeruch

Rosenmüllers neue Komödie „Beckenrand Sheriff“ mit liebevollen Figuren & ein paar alten Schmähs

Karl Kruse (Milan Peschel) als Schwimmmeister Kruse vor seinem Kleinod, dem Freibad
Karl Kruse (Milan Peschel) als Schwimmmeister Kruse vor seinem Kleinod, dem Freibad © 2021 Leonine

Als sei „Bademeister“ ein Schimpfwort! Aber Karl Kruse (Milan Peschel) verbietet sich diesen Begriff, „Schwimmmeister“ sei er. Gut, im Freibad wird eher geschwommen, weniger gebadet, aber Kruse soll froh sein, dass er nicht in einem österreichischen Schwimmbad als „Badewaschl“ hackelt …

Besetzung abseits des Üblichen

Doch Schwimmmeister Kruse hat in Marcus H. Rosenmüllers neuer Komödie „Beckenrand Sheriff“ ganz andere Probleme und natürlich spielt die Geschichte nicht in Österreich, sondern in Bayern. Kruses’ geliebtesFreibad, in dem er mit strengen Tempi herrscht, soll geschlossen werden. Dahinter steckt der Dorf-Baulöwe, gespielt von Sebastian Bezzel, dem es gut steht, mal die Eberhofer-Uniform auszuziehen. Überhaupt überzeugt die Besetzung oft ein bisschen abseits des Üblichen.

Allen voran Milan Peschel, der sein großes und detailverliebtes komödiantisches Talent zeigt. Gut, der Österreicher Thomas Mraz ist wieder ‘mal ein Pfarrer, aber ein ziemlich unkonventioneller, der Wasserball spielt. Ein besonderes Vergnügen ist Johanna Wokalek, die gerade noch als überforderte Ärztin in der erfolgreichen Mini-Serie „Die Macht der Kränkung“ überzeugte. In „Beckenrand-Sheriff“ ist sie die skurrile Wasserballtrainerin Frau Wilhelm, die mit Kruse ein herrliches Anti-Bayern-Paar bildet. Neben der Rettung des Bades steht für Kruse auch bald die Sicherheit des nigerianischen Flüchtlings Sali (Dimitri Abold) auf dem Spiel, der sich zur Baulöwen-Tochter Lisa (Sarah Mahita) hingezogen fühlt.

Was schön am „Beckenrand Sheriff“ ist, ist das Retro-Flair mit Chlorgeruch, das dieses filmisch eingefangene Freibad am Land verströmt, inklusive Erinnerungen an rutschige Böden, verstecktes Schmusen, Twinni und Kopfüberhaareföhnen in der Umkleide.

Das eine oder andere Klischee, schon mit Bart, findet sich, etwa der Baulöwe, der an uralte „Bulle von Tölz“- Folgen erinnert, oder die Präsentation der allmächtigen Kommunalpolitik. So manch alter Schmäh ist auch dabei.

Beim Einbeziehen aktueller politischer Themen wird ein bisschen dick aufgetragen, aber der Zuschauer kann sich jederzeit an den liebevollen Figuren erfreuen und sich seinen persönlichen Freibad-Erinnerungen hingeben.

Von Mariella Moshammer

Das könnte Sie auch interessieren