Ein Mord unter Brüdern

BlackBox: Musikalische Varianten von Kain und Abel – Premiere Sonntag

USA in den 1950ern, sie heißen Abe (Grégoire Delamare) und Ken (Michael Daub), das Fiasko seit Menschengedenken unverändert.
USA in den 1950ern, sie heißen Abe (Grégoire Delamare) und Ken (Michael Daub), das Fiasko seit Menschengedenken unverändert. © Petra Moser

Wie kommt Gewalt, „das Böse“ in die Welt? Wir Menschen verstehen nichts. Wir erschaffen Märchen und Mythen, um ein bisschen (uns selbst) zu verstehen. Ein durch die Zeiten tragfähiger Mythos ist jener von Kain und Abel.

Kain, der seinen Bruder Abel erschlug, weil Gott das Opfer Abels annahm, nicht aber das Kains. Mord aus Eifersucht, aus Neid. Mord unter Brüdern.

Mit „Kain und Abel oder Der erste Mord“ stellt das Oberösterreichische Opernstudio, gemeinsam mit dem Institut für Alte Musik der Linzer Bruckner-Universität, zwei Werke ihrer Zeit gegenüber. Im Oratorium „Caino et Abel“ stellte Bernardo Pasquini (verstorben 1710) mit musikalisch bohrender Intensität die theologische Frage, wie der Mensch seinen freien Willen ausleben kann, ohne die gesellschaftliche (oder göttliche) Ordnung zu gefährden.

Rund 350 Jahre später ist George Antheils (1900-1959) Kammeroper „The Brothers“ merkbar von Strömungen wie der Psychoanalyse beeinflusst. Das Abgründige wird als gegeben hingenommen, Antheil erkundet: Wie verändert die persönliche Schuld einen Menschen und seine Umwelt?

Ein reizvolles Aufeinandertreffen ziemlich konträrer Welten ab Sonntag (20 Uhr) in der BlackBox des Linzer Musiktheaters. Hie Pasquini, einst „Apoll der Musik“ genannt, auf der anderen Seite der „Bad Boy of Music“ (so der Titel der Autobiografie) Antheil. Barocke Klänge treffen auf einen Psychothriller in den USA der 1950er. In Linz inszeniert Gregor Horres, die musikalische Leitung obliegt Anne Marie Dragosits und Claudio Novati. pia

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