„Ein mulmiges Gefühl bleibt“

ÖHB-Co-Trainer Gierlinger über die WM, einen Glücksgriff und den Schlag ins Gesicht

Der Linzer Erwin Gierlinger ist zum vierten Mal bei einer WM als Co-Trainer dabei.
Der Linzer Erwin Gierlinger ist zum vierten Mal bei einer WM als Co-Trainer dabei. © ÖHB/DIENER/Manhart

Die österreichischen Handball-Herren heben heute in Richtung Ägypten ab. Für Co-Trainer Erwin Gierlinger ist die WM 2021 das bereits achte Großereignis. Vor dem Abflug nahm sich der 43-jährige Linzer noch Zeit für ein ausführliches Gespräch.

Mit welchem Gefühl — sportlich gesehen — steigen Sie nach dem Trainingscamp und den Niederlagen gegen Deutschland in den Flieger?

Der Trainingslehrgang war sehr positiv, die Spieler haben sehr gut und intensiv gearbeitet, einen guten Fokus gehabt. Dass Deutschland eine große Nummer ist, war klar, nichtsdestotrotz hätten wir uns vor allem im zweiten Spiel (20:34/ Anm.) ein anderes Gesicht gewünscht. Jetzt heißt es Mund abputzen und daraus für die kommenden Aufgaben lernen.

Welche Rolle sollen die beiden Oberösterreicher Max Hermann und Antonio Juric spielen?

Sie haben natürlich ganz verschiedene Aufgaben. Während der Toni als Youngster hineinschnuppert und hoffentlich viele Eindrücke sammelt für die Zukunft, ist der Max ein ganz wichtiger Baustein in der Deckung. Es wird wichtig sein, dass er in der Lage ist — wie gegen Deutschland — eine richtig harte Defense zu spielen.

Gleich das erste WM-Spiel gegen die USA wird über den Aufstieg in die Hauptrunde entscheiden, oder?

Da brauchen wir nicht um den heißen Brei herumreden. Bei den weiteren Gegnern Norwegen und Frankreich ist das Spiel gegen die USA jenes das entscheidend ist, um in die Hauptrunde zu kommen. Das ist unser großes Ziel.

Es gab Kritik am Corona-Hygienekonzept bei der WM, Fans sind nach Protest der europäischen Spieler jetzt doch keine dabei. Fühlen Sie sich sicher?

Grundsätzlich glaube ich, dass das sehr gut ausgearbeitet und alles top ist. Aber natürlich bleibt ein gewisses mulmiges Gefühl, wenn etwa nicht klar ist, ob man, wenn es einen erwischt, nicht 14 Tage in Ägypten in ein Krankenhaus muss. Das ist nichts, was auf meiner Wunschliste ganz oben steht.

Der Vertrag mit Cheftrainer Ales Pajovic wurde vorzeitig verlängert. Wie würden Sie ihn beschreiben?

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Ich kenn den „Kloppo“ (Liverpool-Trainer Jürgen Klopp/Anm.) nicht, aber gefühlt ist der „Pajo“ ein bisschen wie er — also ein Menschenflüsterer. Er hat einen unglaublichen Draht zur Mannschaft, strahlt immer eine Gelassenheit aus und hat immer einen Plan. Ich denke, er ist ein Glücksgriff für den österreichischen Handball.

Das war auch die Heim-EURO. Wie sehr hat Corona da den positiven Impulsen geschadet?

Auf das Weltgeschehen gesehen ist es ja natürlich nur eine Kleinigkeit, aber Corona war ein Schlag ins Gesicht. Nicht nur für uns, aber insbesondere für uns mit dem positiven Feedback der EURO und der Euphorie, die entstanden ist — und dann schaltet einer das Licht aus. Das ist furchtbar für den Jugendsport und die Entwicklung der Kinder, nicht nur im Handball

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