Ein Museum für die Braukunst

Mühlviertler Arzt hat sich mit der Sammelleidenschaft zum Thema Bier infiziert

Einst hatte jede Brauerei ihre eigenen Prägeflaschen. Heutzutage greifen Sammler dafür bisweilen tief in die Tasche. © Röbl

Wenn jemand sogar mehrere hundert Kilometer fährt, um eine Bierflasche zu kaufen, dann klingt das natürlich etwas bedenklich. Die Erklärung in diesem Fall ist allerdings relativ harmlos: Die Diagnose lautet „Sammelleidenschaft“.

Das Opfer heißt Michael Rechberger (54), seines Zeichens Gemeindearzt in Putzleinsdorf sowie nebenberuflicher Weinbauer und Extremläufer. Und Besitzer eines kleinen, aber feinen Brauereimuseums, das sich mit der Bierproduktion im Mühlviertel aus historischer Sicht beschäftigt.

So etwas kommt natürlich nicht von ungefähr. Im konkreten Fall war es die Gelegenheit, den ehemaligen Eiskeller der längst stillgelegten und zum großen Teil abgerissenen Schwarzenberg Brauerei in Hinterweißenbach (Gemeinde Vorderweißenbach) im Bezirk Urfahr-Umgebung erwerben zu können. Das war bereits vor mehr als zehn Jahren.

War es anfänglich nur das Interesse an der besonderen Architektur des zum Großteil in einem natürlichen Hang versenkten Gebäudes, so entwickelte sich rasch ein näherer Bezug und steigendes Interesse zu den ehemals darin gelagerten Produkten und vor allem deren Herstellung und allem, was sich darum dreht.

Vom Bierplattl bis zum Eiskühlschrank

Im Internet, wo sonst, stieß Rechberger rasch auf eine blühende Sammler-Szene, die sich ebenfalls mit diesem Thema beschäftigt. Von Bierplattln angefangen, über Prägeflaschen und Emailschilder, Holzfässer, Kühlschränke bis hin zu Abfüll- und Waschanlagen wird hier mit so gut wie allem gehandelt. „Ich habe bei Null begonnen“, schildert er den Einstieg in seine Sammler-Karriere.

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Die Infektion mit dieser speziellen, für Außenstehende oft nicht ganz nachvollziehbaren Form von Leidenschaft, erfolgte umgehend. Mittlerweile verfügt Rechberger selber über eine riesige Sammlung, die im Dachbodengeschoß des mit viel Eigenaufwandes liebevoll restaurierten Gebäudes präsentiert wird. Darunter Tausende Prägeflaschen aus österreichischen Brauereien, für die Sammler mitunter tief in die Tasche greifen. Weiters auch alte Aufzeichnungen, Bierkrüge, Fässer oder Eiskühlschränke, die Sammlerherzen höher schlagen lassen.

Weil er seine Schätze nicht geheim halten will, plant Rechberger die Präsentation zu besonderen Anlässen, etwa dem „Tag des Museums“ oder dergleichen. Weitere Räume des Gebäudes sind auch für Veranstaltungen sowie für die Lagerung des selbst erzeugten Weins vorgesehen. Die Eröffnung hätte bereits erfolgen sollen, allerdings hat die Corona-Krise einen Strich dazwischen gemacht.

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