Ein Museum, prall mit bäuerlichem Leben

Renovierter Sumerauerhof in St. Florian: Eröffnungsfest am Samstag, Sonntag Tag der offenen Tür

Der renovierte Sumerauerhof in St. Florian: Drinnen bäuerliches Leben und Kunst, draußen Ort für Seelenbaumelei und Feste
Der renovierte Sumerauerhof in St. Florian: Drinnen bäuerliches Leben und Kunst, draußen Ort für Seelenbaumelei und Feste © M. Lauringer

Den Eseln geht´s sichtlich gut. Weiße Barockesel aus dem pannonischen Raum, Mutter und Tochter, sehr zutraulich. Lassen sich streicheln, stupsen einen an, wenn der Streichler nachlässt.

Nicht minder freundlich die Alpinen Steinschafe und die Pfauenziegen, die es früher häufig im Salzkammergut gab. Der Minizoo ökologisch wertvoll, zur Arterhaltung betrieben. Und ein ausgezeichnetes Lockmittel für Kids und ausgewachsenere Menschen, den fabelhaft renovierten Sumerauerhof in St. Florian zu besuchen.

Geschichte & Alltag

Hier fühlen sich nicht nur Vier-, sondern auch Zweibeiner wohl. Der Sumerauerhof, beliebter Treffpunkt für Einheimische und Besucher, wurde in anderthalb Jahren liebevoll restauriert. Der Vierkanter, 1325 erstmals namentlich genannt, um 1655 bereits ein Dreiseithof, 1855 nach einem Brand kräftig um- und zugebaut, wurde 1977 vom Land Oberösterreich gekauft und diente ab 1978 als Freilichtmuseum.

Thekla Weissengruber, die Wissenschafliche Leiterin, spricht von „Bausünden der Siebziger“, wenn sie den erneuerten Sumerauerhof lobpreist. Einst ein bloßes „Schaudepot“, das zwar für bewundernde Ah´s und Oh´s gut war, stellte sich jetzt die Frage: „Welche Geschichte wollen wir erzählen?“

Erzählt wird jetzt eben vom bäuerlichen Leben über die Jahrhunderte, vom Alltag, vom Miteinander der Menschen. Von mühsamer Arbeit der Angestellten und vom Selbstdarstellungsdrang der Wohlhabenden. Dazu eine Fülle an Details, Spuren wie die Tischlade, in der ein Löffelsortiment liegt.

Die Phrase „Den Löffel abgeben“ stammt aus dieser bäuerlichen Zeit. Das Essen wichtig, ein Ritual, man aß meistens aus einem gemeinsamen Topf (im wohlbestallten Sumerauerhof herrschte ein gewisser Luxus, die Menschen aßen früh von Tellern). Jeder hatte seinen eigenen Löffel, und diesen abzugeben bedeutete, dass man den Hof auch wirklich verlassen wollte.

Rundgang durch das Haus, im neuen Sumerauerhof sind auch wirklich alle Räume zugänglich. Nachgebildet wurden so gut wie möglich die Küche, der Gemeinschaftsraum oder ein Raum für die Schlachterei. Waschen ein wichtiges Ritual, draußen oder in der Küche.

Ein riesiger Herd, eine Waschrumpel, das Waschprozedere konnte auch zwei Tage dauern. Ein Raum mit Gerätschaft für die Mosterzeugung, Wanne mit Rollstein zum Zermatschen, ein mächtiges Fass, darin tausende Räusche lagerten.

Kindlicher Blick: Zülow

Die Herrschaft im 1. Stock, ein Salon mit städtischem Flair, zur Schau getragene Standesunterschiede. Seltsam, wo doch alle die gleiche Luft atmen. Im 1. Stock künftig auch regelmäßig Ausstellungen, die erste zu Franz von Zülow, kuratiert von Sabine Sobotka. Zülow einer, der städtische und ländliche Kultur aufs Vorzüglichste verband. 1883 in Wien geboren, geriet Zülow in den lustvollen Taumel des Jugendstil.

Die Neugierigen sahen sich von Wien aus nach Volkskultur um, Zülow verschlug es nach Oberösterreich (schon die Hochzeitsreise nach Gmunden), wo er auch für die Schleiss Keramik arbeitete. Raffinierte, mitnichten „naive“ Kunst Zülows, wie aus Kinderaugen. Landschaften, auch solche aus dem Mühlviertel (Hirschbach!), herrliche Papierschnitte, ein becircendes Puppentheater. Eine Wunderwelt, selbstständig erfahrbar auch in einer Kinderwerkstatt. Eröffnung am Samstag, 16 Uhr. Tag der offenen Tür Sonntag (10 bis 18).

Von Christian Pichler

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