Ein Nathan ohne Saladin

Schauspielhaus: Paradestück mit Sultanin der Gegenwart angepasst

Sebastian Hufschmidt
Sebastian Hufschmidt © Robert Josipovic

„Leider ist das Stück von nicht nachlassender Aktualität“, so Dramaturg Andreas Erdmann in Bezug auf die Premiere von „Nathan der Weise“ am 8. Februar um 19.30 Uhr im Linzer Schauspielhaus.

Im von den Kreuzrittern bestürmten Jerusalem leben die Anhänger dreier Religionen mehr schlecht als recht zusammen. Der Sultan Saladin steht im Waffenstillstand mit den Christen, deren Patriarch versucht durch das Taktieren dessen Machtbasis zu unterhöhlen. Dabei kommt ihm entgegen, dass der Sultan seine Finanzen nicht im Griff hat. Hier kommt Nathan, jüdischer Kaufmann, ins Spiel, den Saladin schließlich nach der wahren Religion fragt.

„Mir fehlt Saladin nicht“

Regie im fünfaktigen Ideendrama Gotthold Ephraim Lessings führt Katrin Plötner. Und die Berlinerin beweist Mut: Sultanin Sittah (Katharina Knap) übernimmt in Form von Monologen alle Texte ihres Bruders Saladin. „Die Besetzung ist 50 Prozent männlich und 50 Prozent weiblich, wir haben eine Frau in einer Machtposition und das damit der Gegenwart angepasst. Mir fehlt Saladin überhaupt nicht, ich fand ihn uninteressant, wir haben viereinhalb Stunden auf eine Stunde und 50 Minuten gekürzt“, so Plötner, die auch aus dem Klosterbruder, eine -schwester (Gunda Schanderer) macht. Nathan wird gemimt von Sebastian Hufschmidt, der Patriarch von Jerusalem von Klaus Müller-Beck, der junge Tempelherr von Markus Ransmayr, Recha von Theresa Palfi, Daja von Katharina Hofmann und ein Derwisch von Julian Sigl.

In Lessings Paradestück der Aufklärung steht der Religionskonflikt im Zentrum. „Aber letztlich geht es darum, wie wir eigentlich zusammenleben wollen“, sagt Plötner. „Man muss es heutig denken, das reicht“, zielt sie auf die Sprache ab. Sie hat zwar verdichtet, die Konfliktlinien geschärft, sprachlich aber wenig eingegriffen. Und worin besteht nun die Weisheit des Nathan? „Darin, dass er es geschafft hat, als Jude zu überleben“, meint Plötner.

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Das Publikum erwartet ein Nathan im bunten Orient, mit „überhöhten“ Kostümen (Henriette Müller).

Weitere Termine, Februar: 13., 23., 29.; Ticket-Tel.: 0732/76 11-402

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