Ein teuflisches Vergnügen

Opernstar Erwin Schrott im Linzer Musiktheater

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„Gestern Wien, heute Linz und morgen Budapest“, begrüßte Erwin Schrott auf Deutsch das Publikum im vollen Musiktheater und freute sich über ein Wiedersehen mit den Linzern. Im Rahmen der Reihe „Great Voices“ hatte er unter dem Titel „Tango Diablo“ ein intimes Treffen mit dem Teufel, für das er in mehrere Rollen schlüpfte.

Entertainer und Charmeur

Denn Schrott zeigte seine Künste als Entertainer, Charmeur, Showmaster und schließlich auch als Dirigent. Für sein leibgeschneidertes Programm brachte er eine Banda aus vier Begleitmusikern mit, die auch solistisch mit Spitzenleistungen auftrumpften: Claudio Constantini und Santiago Cimadevilla auf Bandoneon, Michael Andreas Häringer (Klavier) und Jonathan Bolivar (Gitarre).

Den ersten Teil widmete der Bassbariton Opernarien des Mefisto aus Charles Gounods „Faust“, aus „La damnation de Faust“ von Héctor Berlioz und Arrigo Boito. Dazwischen mischte sich der berühmte „Mephisto-Walzer“ für Klavier von Franz Liszt, eine Transkription von dessen „Danse macabre“ oder von Giacomo Meyerbeer die Arie des Bertram aus der Oper „Robert le diable“.

Chopins „Trauermarsch“ aus der Klaviersonate Nr. 2 b-Moll op. 35 in Variationen als Auftakt sowie Solostücke auf den anderen Instrumenten ließen glauben, in einem anderen Konzert zu sein.

Von der Oper zum Tango

Damit war dann auch schon Zeit zum Stilwechsel. Von der Oper zur U-Musik in Erinnerung an seine Heimat Uruguay. Mefisto bewegte sich meist da auch im Tangoklang, wenn Schrott swingend, klopfend, in ständig rhythmischem Fieber die ganze Bühnen abschritt und die Musiker animierte. Hat der Teufel jetzt ganz die Oper geholt?

Beim Tango, der den Meisterklassiker Astor Piazzolla gleich viermal großartig ins Spiel brachte, strebte der Abend leicht seinem Höhepunkt zu. Mit blitzenden Dissonanzen und zuckenden Rhythmen reihten sich übrigens im zweiten Teil auch südamerikanische Tänze und volksmusikalische Klänge in die amüsante Show.

Die Stimmung dafür im Publikum kam eher zögernd in Fahrt. Aber Schrott animierte am Schluss dann doch noch zum Mitklatschen, bis die stehenden Ovationen nicht mehr aufzuhalten waren. Ein teuflisches Vergnügen, wenn auch weniger für das Opernpublikum.

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