Ein verlorenes Idyll

Max Ophüls Preis: „Windstill“ mehrfach nominiert

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Die Jugend ist eine Illusion — jedenfalls wenn man aus der Ferne auf sie blickt. Als Kind ein schöner Traum, alt eine Täuschung, die immer traumhafter wird, je länger sie her ist. Die Protagonisten in Nancy Camaldos Film „Windstill“ sind keine Jugendlichen mehr, aber jung. Und das Alter hat sie längst eingeholt.

Lara (Giulia Goldammer) und Jacob (Thomas Schubert) leben in München, ein junges Pärchen, das in einer anderen Realität wohl vor Handykameras posieren würde, als Beruf Influencer angeben und sich die Nächte in der aufregendsten aller europäischen Metropolen um die Ohren schlagen würde.

Doch das Leben ist kein Film, kein Ponyhof und meist nicht mal der Ort, an dem Träume wahr werden. Lara und Jacob haben eine kleine Tochter, ein Baby, das permanent Zuwendung braucht, Aufmerksamkeit und Zeit.

Wenig Geborgenheit in der kleinen Heimat

Ihre Jobs sind keine Berufung, ihre Beziehung scheint kaum vorhanden, doch auch eine kurze Affäre, die Jacob beginnt, ist leidenschaftslos. Romantik, Vitalität, Träume sucht man vergebens und es ist beklemmend, diese Kombination aus Frust und Jugend der Protagonisten. Sie und ihre Körper sind ausgelaugt und erschöpft.

Da zieht Lara die Reißleine, packt ein paar Sachen und haut ab in ihre kleine Heimat, ein Dorf in Südtirol. Baby Olivia lässt sie bei Jacob, der nun eine ganz neue Situation meistern muss. Unbeschwert könnte es sein in der Heimat, in der in den kleinen Gassen Geborgenheit wartet. Aber doch ist es ganz anders, denn über allem steht der Verlust der Eltern, der Lara mit ihrer daheimgebliebenen Schwester verbindet.

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Nancy Camaldo erzählt eine junge Generation neu, es gibt keine Ideale, nur verlorenes Idyll, den Verlust von Illusionen. „Mein Plan war auch anders“, sagt Jacob, aber jeder der Figuren könnte der Satz in den Mund gelegt werden.

„Windstill“ sowie die beiden Darsteller Giulia Goldammer und Thomas Schubert sind beim Filmfestival Max Ophüls Preis nominiert, das noch bis zur Verleihung am Sonntag — heuer in virtueller Form — stattfindet. Gewinnen hätten sich alle mit dieser Leistung verdient.

Von Mariella Moshammer

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