Ein Weg, der glitzert wie Diamanten

Premiere im Theater des Kindes: „Ein Schaf fürs Leben“

David Baldessari und Katharina Schraml
David Baldessari und Katharina Schraml © Theater des Kindes

Mitten im Winter. Wolf, der hungrige Wolf trifft Schaf, das naive Schaf. Nichts Feineres kann sich der Fleischfresser im Moment vorstellen.

Arglos steigt das Schaf in Wolfs großen Kochtopf, glaubt das sei ein Schlitten, und freut sich auf eine Schlittenfahrt bis zu einem Ort namens Erfahrung. So beginnt das Road Movie durch eine kalte Winternacht.

Maritgen Matter und Anke Faust konstruierten 2003 die Reise als Kinderbuch „Ein Schaf fürs Leben“. Die Bühnenfassung feierte am Freitag Premiere im Theater des Kindes.

Von der Fressgier zur Freundschaft

Langsam geht Regisseurin Caroline Richards die Entwicklung der wölfischen Fressgier zur Freundschaft an. Zeit genug zum Spüren, was in Schaf und Wolf unter den coolen Dialogen vorgeht.

Wenn Wolf sich wieder mal das Schaf als fertiges Menü vorstellt, wirkt es zwar gruslig, doch jeder weiß, dass Wolf in Wirklichkeit das gar nicht mehr wollen kann, aber er bleibt halt ein Wolf. Vertrauensvoll ahnt das Schaf nie von der Lebensgefahr.

Auch nicht, als der Wolf im Fieber vom Fressen fantasiert, nachdem er auf der Suche nach Nahrung ins eisige Wasser gestürzt war, aus dem das Schaf ihn rettete und gesund pflegte. Seite an Seite mit dem Schaf schläft sich der Wolf gesund. Am Morgen findet er die Lösung, wie er Wolf bleiben und zugleich das Schaf schützen kann. Katharina Schraml, als geradliniges Schaf zeigt unbeirrbares Selbstverständnis.

Ihre naturgegebene Empathie macht sie dem Wolf überlegen. Beim lässig tuenden Wolf David Baldessarini („Wir wollen die Sache mit Stil angehen“) driften Gesagtes und Gemeintes stets weit auseinander. Seine dramatische Katharsis nach dem nächtlichen Alptraum geht Kindern wie Erwachsenen nahe.

„Der kleine Prinz“ schwebt über der ungewöhnlichen Freundschaft. „Wen man kennt, den frisst man nicht. Musik und Lieder, wölfisch finster bis witzig heiter, stammen von Axel Müller. Ungelöst bleiben Ernährungsprobleme, es geht vielmehr um — egal was — jedenfalls bleibt ein wohliges Gefühl um zwei Gestalten, die sich liebgewonnen haben und ein bisschen Wehmut, als das Schaf fortgeht auf der Spur des Schlittens, die wie Diamanten glänzt.

Nächster Termin: 31. Mai (16 Uhr); www.theater-des-kindes.at

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