Eindeutigkeit ist nie zu haben

18+1 Ausstellende: Linzer Kunstsalon Freitag bis Sonntag im Schloss

Renate Schrattenecker-Fischer: Attersee konkret, abstrakt, minimalistisch. Und wunderschön.
Renate Schrattenecker-Fischer: Attersee konkret, abstrakt, minimalistisch. Und wunderschön. © 20gerhaus

Der Unwissende versteht zunächst wenig (in Wahrheit nichts). Reinhard Gupfinger erklärt geduldig. Der Musiker und Bildhauer hat eine eigene Apparatur gebaut, die Klänge gewissermaßen in die materielle Welt überführt.

Klingt abstrakt, ist es auch. Doch mit dem dargereichten Hintergrund gewinnen die Objekte an Charme, werden greifbar, erzählen Geschichten. Klänge der alten Linzer Eisenbahnbrücke, einmal in Gips und einmal in Bronze abgegossen. Oder „Hells Bells“, stachelige Erinnerung an den kuriosen Medienaufreger vor einigen Jahren, als ein Anrainer absurderweise gegen das Geläut des Mariendoms protestierte.

Bis Sonntag, Eintritt frei

Linzer Kunstsalon, heuer erstmals im Linzer Schlossmuseum. Großzügige Räumlichkeiten, 18 ausstellende Galerien und Kunstvereinigungen, dazu ein Special mit Porträts von Gerhard Brandl. Nicht bloß – „Ah!“ und „Oh!“ – Kunst konsumieren, sondern in die Gedankenwelten dahinter eintauchen. Dazu geben hervorragend anwesende Künstler und Künstlerinnen Gelegenheit.

Der Eintritt frei, von Freitag bis Sonntag ist jeweils 10 bis 18 Uhr geöffnet. Anachronistisch der Titel der Podiumsdiskussion am Sonntag um 11 Uhr, Alfred Weidinger moderiert, der Direktor der OÖ Landes-Kultur GmbH. „Was darf Kunst?“ Die Frage stellt sich heute kaum noch. Künstler und Künstlerinnen tun. Ungefragt. Was? L´art pour l´art, also Kunst nur um ihrer selbst willen, funktioniert in aufgeklärter Zeit nur noch bedingt. Zumindest vermittelt das dieser Kunstsalon.

Oder sollte man Renate Schrattenecker-Fischers „Attersee/Fotografie“ (20ger-haus Ried) dieser Kategorie zuordnen? Wunderschönes dunkles Blau, der See in Nahaufnahme nicht als solcher zu erkennen. Abstraktion und Reduktion, womöglich auch bewusst gesetzter Kontrapunkt zur Bilderflut in elektronischen Medien, die mit glatter Schönheit Alltag und „Realität“ vorgaukeln..

Plastik und Witz

Eindeutigkeit gibt es nicht, gab es nie, Kunstwerke laden immer wieder zur Diskussion. Birgit Schweiger (Galerie DIE FORUM Wels) nützt die Ästhetik von Plastik, ein fein ziseliertes Kunstwerk ihre Skulptur mit ineinander versponnenen Menschen. Jeder nach dem Ego-Motto „Ich bin der Einzige!“, wie die Künstlerin erklärt. Ihr Kollege Rainer Noebauer-Kammerer mit prinzipiell kritischem Blick auf das Material. Ein Orchidee aus Polyethylen, der Zerstörung durch Hitze ausgesetzt. „Das Schöne an Pflanzen ist“, sagt Noebauer-Kammerer, „dass etwas verschwindet und wiederkehrt“.

Auch Witz längst nicht mehr verboten in der Kunst. Die Linzerin Katharina Brandl (Galerie der KUNSTSCHAFFENDEN) stellt Frauenrollen in Frage. „I have done my housework“ (Ich habe meine Hausarbeit erledigt) zeigt gestapelte Gmundner Keramik. Nicht im trauten Heim, sondern hübsch (de-?)platziert in der sogenannten Natur.

Von Christian Pichler

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