Eine Geige ist viel zu wenig

Brucknerfest: Stargeiger Sergey Malov feiert mit Brahms-Konzert sein Linz-Debüt

Tritt am MIttwoch erstmals in Linz auf:Geigenvirtuose Sergey Malov.
Tritt am MIttwoch erstmals in Linz auf:Geigenvirtuose Sergey Malov. © Julia Wesely

Beim Brucknerfest steht heute Abend das Brahms-Violinkonzert mit dem Solisten Sergey Malov auf dem Programm, der damit sein Linzer Debüt geben wird.

Der russisch-ungarisch-stämmige Geiger ist mit seinen 37 Jahren bereits ein weltberühmter Künstler. Malov besitzt eine Vielzahl an Violinen mit diversen Saitenarten, von denen er für den Auftritt in Linz die früher üblichen Darmsaiten auswählte. Das VOLKSBLATT hat den Klangarchitekten zum Gespräch gebeten.

VOLKSBLATT: Herr Malov, beim Lesen über Ihre weit über das landläufige Solistenspiel hinausgehende Kunstausübung meint man, einen Instrumentenbauer vor sich zu haben.

SERGEY MALOV: Mit dem Gedanken habe ich schon öfters gespielt, aber durch meine Konzerttätigkeit bin ich mehr als ausgelastet.

Wird das Brahms-Konzert auf Darmsaiten anders klingen?

Ja, schon. Bis zum Jahr 1930 hat man die Streichinstrumente nur auf Darmsaiten bespielt. Mit den vielen auf Barockinstrumente spezialisierten Ensembles ist diese Wiederverwendung fast obligat. Freilich werden die heutigen Saiten anders erzeugt, und es gibt auch Unterschiede unter ihnen. Ich richte mich jeweils nach dem Orchester als gleichberechtigter Partner in einem Konzert.

Sie haben ja eine ganze Sammlung an alten und neuen Streichinstrumenten. Nach welchen Kriterien wählen Sie Ihre Geige für ein Konzert aus?

Eigentlich nach dem jeweils begleitenden Orchester. Bei der Geige habe ich das Riesenglück, die Familie Thomastik-Infeld (Anm.: Weltmarktführer in Sachen Saiten-Erzeugung aus Wien) persönlich zu kennen und beim Cello spiele ich das Violoncello da spalla (Anm.: ein kleines Cello, das beim Spiel gegen die Schulter gestützt wird), etwa auch die Cello-Suiten von Bach, eben wie es im Original geschrieben steht. Neben dem Cello spiele ich die Viola da spalla.

Eine ganze Portion schöpferische Kreativität muss wohl dafür aufgewendet werden. Komponieren Sie auch?

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Leider nur Kadenzen, die ich anstelle der vorgegebenen spiele. Aber immer mit dem nötigen Respekt für das Werk. Ich trete vielmehr in einen Dialog mit dem Komponisten. Zum Notieren von Musik für meine Instrumente habe ich zu wenig Zeit. Es ist eine ständige Suche, die ich im Kopf habe, Einfälle habe ich genug. Und zu improvisieren liebe ich besonders. Dabei entdecke ich immer neue Klangmöglichkeiten.

Wann haben Sie Ihre Liebe zu Instrumenten entdeckt?

Ich habe mit 18 Jahren Russland verlassen. Die alte russische Geigenschule war nicht mehr existent. Die Salzburger Künstlerfamilie Zehetmair hat mich bewogen, am Mozarteum weiter zu studieren. Danach habe ich in Berlin an der Hanns Eisler Hochschule meine Ausbildung fortgesetzt. Einige Auszeichnungen mit hochdotierten Preisen ermutigten mich für die weitere Karriere.

Heute unterrichte ich an der Musikhochschule Zürich. Aus Zeitgründen kümmere ich mich allerdings nur um eine kleine Klasse.

Sind Sie nur in der Klassik zu Hause? Wie sieht das Interesse für elektronische Musik oder Jazz aus?

Ich habe schon ein weitreichendes Repertoire und bin an der Verbindung von Technik und Musik interessiert. Darüber hinaus bin ich von Jazz-Geiger Andreas Schreiber geprägt.

Welche Dirigenten schätzen sie besonders bei der Arbeit?

Das ist schwer zu sagen, aber auf jeden Fall müssen wir einander in der Sprache Musik gut verstehen und Deutungsunterschiede vermeiden. Wichtig ist für mich, Emotionen erfolgreich mit Musik zu vermitteln. Ich bin selbst auch Dirigent und musiziere nächste Woche mit dem Sinfonieorchester von Granada.

Welche sind ihre letzten CD-Einspielungen?

Nach jener CD mit Werken von Eugene Ysayes sind es jetzt die Bach-Suiten — natürlich auf Darmsaiten.

Mit Stargeiger SERGEY MALOV sprach Georgina Szeless

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