Eine Liebeserklärung an die Operette

„Gold und Silber“: Glanz, Eleganz, Schwung zum Jahreswechsel im Musiktheater

Was kann die krisenverletzten Publikumsseelen besser in Silvesterstimmung versetzen als die Musik und besonders die aus Operetten? Und wenn dann besessene Musiker spielen und singen, ist der Erfolg vorprogrammiert. Es stimmte einfach alles am Silvesterabend im Musiktheater in Linz, auch wenn eine feierliche Stimmung nur zögernd aufkam. Die dekorierte Bühne, geschmückt mit Anleihen aus der laufenden Produktion „Der Graf von Luxemburg“, und das schwungvoll musizierende Johann Strauss Ensemble sorgten bei „Gold und Silber“für die passende Atmosphäre. Am Pult Vinzenz Praxmarer, der sein verdienstvolle Debüt im Musiktheater seiner Heimat absolvierte: überzeugend, mit technisch solidem Einsatz und dem richtigen Gespür für Tempofeinheiten für die unverzichtbaren Freiheiten in der Operette.

Mit den engagierten Solisten hatte er dafür ideale Darsteller. Im Falle des Stargastes Ildikó Raimondi ist diesbezüglich von mehr als einem Glücksgriff zu sprechen. Die umwerfende attributstarke Bühnenpräsenz der Diva, ihre natürliche Frische, aller Liebreiz einer in ihren Roben strahlenden Erscheinung, und erst recht die glanzvolle Sopranstimme steigerten die Silvesterlaune im Saal und inspirierten alle Mitwirkenden zu einem Totaleinsatz. Haben sie gewusst, dass Ildikó Raimondi, leider nur für kurze Zeit, am Linzer Landestheater, u.a. in der Rossini-Oper „Wilhelm Tell“ die Prinzessin Mathilde von Habsburg, sang, ehe ihre Karriere an großen Bühnen begann und unaufhaltsam fortdauert? Ein schönes Wiedersehen und -hören, wie die gebürtige Ungarin temperamentvoll jetzt ihre Lehár-Lieder sang, anfangs „Ich bin verliebt“, entflammt für ihr Lieblingsgenre. Weiter waren es die Cymbalklänge aus Lehárs „Zigeunerliebe“ oder ihre heiß küssenden Lippen aus „Giuditta“. Und dann „Warum soll eine Frau kein Verhältnis haben“, was Oscar Straus so frivol in Musik setzte. Aber was wäre dies alles ohne einen duettierenden Partner, dem die Operette ebenso am Herzen liegt. Matjaz Stopinsek hatte es mit seinem flexiblen, höhensicheren Tenor leicht , für seine Angebetete alle stimmlichen Register zu ziehen und um sie zu werben. Dabei gefiel auch, dass die Solisten das Auftreten dezent mit ihrer Theatererfahrung würzten. Zwischen den Gesangsnummern unterhielt das Johann Strauss Ensemble mit Ouvertüren, Walzer, Märschen, Csárdás, Tänzen von Meistern der „Goldenen und Silbernen Operettenära“.

Von Georgina Szeless

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