Adele Neuhauser dreht gerade ihren 30. „Tatort“

Adele Neuhauser
Adele Neuhauser © Peter Rigaud

Ohne sie wäre der „Tatort“ mit Harald Krassnitzer nicht mehr vorstellbar. Für sie selbst ist die Krimi-Reihe zu einer wichtigen Konstante in ihrem Leben geworden.

Adele Neuhauser, die keine Ahnung davon hatte, dass sie gerade an ihrem persönlichen „Tatort“-Jubiläum arbeitet, über Freundschaft und die Faszination Krimi.

VOLKSBLATT: Wissen Sie, den wievielten „Tatort“ Sie gerade drehen?

ADELE NEUHAUSER: Ich habe nie mitgezählt und habe keine Ahnung.

„Kreisky ist tot“ ist der 30. Fall mit Bibi Fellner.

Na, wirklich? Unglaublich, unglaublich, das haut mich jetzt richtig um, Wahnsinn. Sie merken, dass ich jetzt wirklich verblüfft bin. Ich kann mich noch erinnern, als ich zum „Tatort“ dazugestoßen bin, war gerade das 40-jährige Jubiläum vom Tatort oder Ähnliches. Im Zuge dessen wurde gesagt, wieviele „Tatorte“ Harry (Anm., Harald Krassnitzer) schon gemacht hatte. Da habe ich mir gedacht: Der hat aber schon viele gemacht. Ob ich jemals so viele machen werde, mal sehen. Das haut mich jetzt wirklich um.

Und es ist kein Ende in Sicht.

Ich denke nicht über das Ende nach. Ab und an kommt mir natürlich der Gedanke: Toll, dass wir das so machen können, dass der „Tatort“ so eine schöne Konstante in meinem Leben geworden ist, die ich nicht missen möchte. Wir haben als kleines Land doch erstaunlich viele „Tatorte“ zu drehen. Wir drehen dieses Jahr wieder drei, letztes Jahr zwei, das alterniert.

Macht Ihnen die Arbeit daran immer noch Spaß oder mit der Zeit sogar noch mehr?

Es macht mir genauso viel Spaß wie eh und je, weil es immer neu und erfrischend ist, auch Harry wiederzusehen. Ich arbeite sehr gerne mit ihm. Das ist einfach eine wunderbare Lebenszeit, die wir da bei den Dreharbeiten miteinander verbringen und inhaltlich auch immer spannend. Wir haben das Glück, immer besondere Themen zu haben, auch dadurch wird es beim „Tatort“ nie langweilig.

Was macht für Sie den Reiz am „Tatort“ aus?

Für mich ist es immer aufregend, die psychologische Ebene, die im „Tatort“ immer durch die Täterschaft gegeben ist. Diese Parallelwelt ist faszinierend, gruselig-faszinierend. Auch die Regisseure wechseln. Aktuell drehen wir mit Evi Romen, da freue ich mich total drüber. Es ist immer anders, immer neu und abwechslungsreich.

Bringen Sie sich mit zunehmender Erfahrung als Ermittlerin auch selbst mehr ein?

Natürlich, wir spielen die Figuren und egal, wie lange man eine Rolle spielt, man nährt sie immer auch aus der eigenen Erfahrung. Aus dem Zugang zur Geschichte.

Bibi ist ein Stehaufmännchen, aber auch zerbrechlich, hellhörig und feinfühlig und versteckt das manchmal unter einer rauen Schale. Wie viel von Ihnen steckt in der Figur bzw. hat Sie sich mit Ihnen weiterentwickelt?

Es war leider so, dass Bibi Fellner schnell genesen musste von ihrem Alkoholismus, was natürlich logisch ist: Einen Alkoholiker als Kommissar kann man nicht als Vorbildfunktion im deutschsprachigen Fernsehen durchgehen lassen. Das habe ich ein bissl bedauert, weil die Figur dadurch an einer Qualität verloren hat. Aber sie hat andere Qualitäten dazugewonnen oder die, die sie schon hatte, wurden mehr ausgebaut, ihr Humor, die Wut über gewisse Zustände. Bibi hat natürlich sehr viel von mir und ich habe auch etwas von ihr. Wir nähren uns da sehr organisch und Bibi ist interessanterweise eine der wenigen Figuren, die ich gespielt habe oder spiele, die sehr viel mit mir, Adele, zu tun hat. Das mag ich auch sehr.

Die Freundschaft zwischen Bibi und Moritz scheint noch tiefer und inniger zu werden, wie man an einem Gespräch in „Alles was Recht ist“ erlebt.

Absolut, und das ist Harry und mir auch ein Anliegen, dass man unsere Figuren so erzählt, dass sie erwachsen sind, einen Mann-Frau-Umgang haben, der speziell und auch wahr ist. Ein reifes Miteinander-Umgehen und eben eine innige Freundschaft erzählen. Ich liebe dieses Gespräch zwischen Moritz und Bibi am Dach. Ich finde ein besonderer Moment in diesem „Tatort“.

Der Fall, um den es da geht, beginnt ungewöhnlich …

Wir müssen gar keinen Täter suchen, weil er sich uns gleich präsentiert. Wir wissen, wie die Tat abgelaufen ist. Der Mörder ist geständig. Aber dann nimmt die Geschichte einen sehr seltsamen Lauf, weil er freigesprochen wird und das bringt sie auf eine andere Art und Weise ins Rollen, die wirklich überraschend ist.

Die Bilder kommen dabei fast ein wenig retro daher.

Ja, es hat alles so eine seltsame Tristesse, auch eine gewisse Langsamkeit, eine schmerzliche Langsamkeit. Das Erstaunliche ist, dass man auch mit dem Täter mitfühlt.

Sie drehen schon am nächsten Fall „Kreisky ist tot“. Was hat es mit Kreisky auf sich?

Kreisky heißt die Band, die wir hören werden und die auch einen Auftritt hat im Film. Ein Lied läuft, als der Täter stirbt. Die Figur Meret Schande, die Dritte in unserem Bunde — das ist eigentlich ihr „Tatort“ — erzählt von ihrer traumatischen Situation. Sie hat den Täter erschossen und kann seitdem Kreisky nicht mehr hören. Deswegen ist der Titel dieses „Tatorts“ „Kreisky ist tot“.

Sie leihen im gerade in den Kinos laufenden Deix-Film „Rotzbub“ der Figur Natascha ihre Stimme. Eine angenehme Abwechslung zum Drehen?

Das war super, ich habe diese Aufgabe sehr gerne übernommen, auch weil Natascha eine ganz spezielle Person ist und in „Siegheilkirchen“ für Aufregung sorgt … Die Szenen, die ich beim Sprechen sehen konnte, haben großen Spaß gemacht.

Mit ADELE NEUHAUSER sprach Melanie Wagenhofer

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