Eine „Umarmung“ in der Pandemie

Kulturhof Perg trotzt Corona und will „Alles retten!“

Das Ensemble von „Mord auf Schloss Haversham“ schreitet wieder zur Tat.
Das Ensemble von „Mord auf Schloss Haversham“ schreitet wieder zur Tat. © Reinhard Winkler

Mit dem „Corona-Nothilfe-Programm“ „Alles retten!“ — die Premiere am 30. Juli ist bereits ausverkauft — will der Kulturhof Perg heuer den Oö. Kultursommer vor allzu großer virusbedingter Leere bewahren. Das Vorjahres-Ensemble von „Mord auf Schloss Haversham“ füllt die Bühne in der luftigen Scheune mit Leben und bietet den Zuschauern ein exklusives Erlebnis — soll heißen, 117 statt wie üblich 420 Gäste werden Platz finden.

Die Produktion unter der Regie von Julia Ribbeck nimmt sich selbst dabei nicht allzu ernst, die Pandemie-Regeln hingegen schon. „Auf der Bühne gilt das Gesetz der Eigenverantwortung. Wir sind wie ein geschlossener Blutkreislauf, proben ,coronakonform’, aber ohne Masken, auch der Sicherheitsabstand wird nicht die ganze Zeit eingehalten, dafür lassen wir uns regelmäßig testen“, schildert Ribbeck im VOLKSBLATT-Gespräch.

Ein Vorgeschmack auf Verschobenes

Zwei Tests haben die Teammitglieder jeweils schon hinter sich, einer kommt noch vor der Premiere. „Das Testen ist schon immer ein spannender Moment.“ Am Abend wird sich das Ensemble nicht unter das Publikum mischen. Für dieses gelten die üblichen Regeln: Mindestens ein Meter Abstand zu Leuten, die nicht im eigenen Haushalt leben, „es gibt Desinfektionsmittel und wir werden die Zuschauer bitten, während der Vorstellung einen Mund-Nasen-Schutz zu tragen“.

Die Regisseurin stellt klar: „Der Aufwand wird diesmal nicht mit Geld aufgewogen. Kostendeckend können wir nicht arbeiten, wir können auch keine Gagen garantieren. Dafür haben wir wieder einen Heidenspaß an der Arbeit.“ Und diese bezeichnet Ribbeck als „Umarmung für alle anderen, die auch Theater machen, aber nicht spielen können“. Es wäre leicht gewesen für das Ensemble, das Vorjahresstück, dessen Wiederaufnahme für Mai geplant war, im Sommer zu spielen. „Aber das war uns zu billig“, lacht Ribbeck. „Wir wollten auf die neue Situation Bezug nehmen. Alle hatten total Lust auf das Experiment.“

Es wurden acht Stoffe ausgewählt, die heuer auf Oberösterreichs Bühnen zu sehen gewesen wären, aber aufgrund der Pandemie auf das nächste Jahr verschoben wurden: Eine Bearbeitung von Schillers „Die Räuber“ (Theater Freistadt), „Der Revisor“ (Theater Spectacel Wilhering), „Gräfin Mariza“ (Operette, Zell an der Pram) oder etwa das Musical „Kiss me Kate“ (Bad Leonfelden), um nur einige zu nennen. „Die verpeilte Chaotentruppe aus dem Vorjahr hat sich dieser Aufgabe angenommen und es wird sicher wieder nicht alles reibungslos ablaufen“, deutet Ribbeck einen humorvollen Abend an, der den Zuschauern einen Vorgeschmack bieten soll auf das, was 2021 auf den heimischen Bühnen voraussichtlich warten wird.

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Sie selbst bietet übrigens mit ihrer Kollegin Julia Frosch am 19. und 20. August (jeweils ab 20 Uhr; www.julias.at) einen musikalisch-kabarettistischen Abend. „Julia … spielt keine Rolle!“ gab es schon vor Corona, hat aber angesichts der Pandemie neue Bedeutung gewonnen. „Unvorhergesehen sind wir am Puls der Zeit“, scherzt Ribbeck. „Was, wenn uns keiner mehr will?“ Diese Frage stellen sich die beiden Julias. „Wie schwer tun sich gerade Künstler damit? Es geht mehr um die Eitelkeiten an sich“, betont Ribbeck.

„Alles retten!“, Termine, jeweils 20 Uhr, Juli: 30. (ausverkauft), 31.; August: 1., 5., 6., 7., 8., 12., 13., 14.; Karten-Reservierungsformular auf www.kulturhof-perg.at (Tel. 0677/61600890)

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