Eingebettet in der „Sonderklasse“

38. Linzer Kleinkunstfestival im Posthof von 21. Oktober bis 30. November

Linz liebt diese Schweizerin, quasi Stammgast: Clownfrau Gardi Hutter lotet in „Gaia Gaudi“ (13. 11.) die eigene Endlichkeit aus.
Linz liebt diese Schweizerin, quasi Stammgast: Clownfrau Gardi Hutter lotet in „Gaia Gaudi“ (13.11.) die eigene Endlichkeit aus. © Sabine Wunderlin

Nach nur drei Abenden war im Vorjahr auch schon wieder Schluss und den Veranstaltern gar nicht zum Lachen. Corona. Was ist überhaupt zum Lachen? Lustig, wenn sich ein Mann in qualvoll zerdehnter Midlife-Crisis live besäuft und um Kopf und Kragen redet? – Josef Haders neues Programm „Hader On Ice“ ein Geniestreich, virtuos wabernd zwischen Tragödie und Komödie. Leider sind die Herbsttermine ausverkauft, für den Februar aber noch Tickets erhältlich.

Heuer sollte das Kleinkunstfestival im Linzer Posthof, 38. Ausgabe, länger als nur drei Abende laufen. „Quantitativ und qualitativ eines der dichtesten“ Programme der vergangenen Jahre, kündigt der künstlerische Leiter Wilfried Steiner an.

Auftakt ist am 21. Oktober mit dem Deutschen Stephan Bauer, schöner Titel: „Vor der Ehe wollt´ ich ewig leben“. Die Kritik nannte Bauers Darbietung „geschmack- und pietätlos, verdorben und unappetitlich“, Kleinkunstfans sollten also ganz in den Genuss kommen.

Polt, Hutter, Sarsam

17 Vorstellungen bis 30. November, Kabarettisten und Musiker aus Österreich, Deutschland und der Schweiz. Große Namen wie Hader, Alfred Dorfer („und…“ am 27. und 28. 10.) oder Gerhard Polt. Mit den Well-Brüdern gibt Polt am 19. 11. in „Im Abgang nachtragen“ Stücke des aktuellen Live-Programms sowie einige „Best-ofs“ aus 40 Jahren zum Besten. Ein absehbar unterhaltsamer bayerischer Abend, unter Zuhilfenahme unzähliger Instrumente decken die Polt´schen Komödianten Heimatverbrechen verschiedenster Art auf.

Publikumsliebling und quasi Stammgast im Posthof ist Gardi Hutter. Die Schweizer Clownfrau erforscht in „Gaia Gaudi“ (13. 11.) ihre Endlichkeit und hat auch schon Erfahrung im Sterben. Schließlich war sie in bisher acht Stücken schon sieben Mal tot. Mit der roten Nase ist der Tod ein Witz, Hutter hat an diesem Abend erstmals Sohn, Tochter und Schwiegertochter zur Seite.

Omar Sarsam, im Zweitberuf Kinderchirurg, gönnt den Besuchern die „Sonderklasse“ (9. 11.). Gesünder wird in seinem Programm eher niemand, vielleicht ein kleines Stück glücklicher. Einen Tag später (10. 11.) gibt sich Clemens Maria Schreiner „Krisenfest“, seine enorm präzisen Alltagsbeobachtungen brachten ihm den Österreichischen Kleinkunstpreis 2020 ein. Apropos Krise. Wohin zieht es diesmal Roland Düringer, der zuletzt mit einem Abdriften in die Benzinbrüder-Vergangenheit überrascht hat? Wird Düringers „Freier Lauf“ (18. 11.) wieder mehr philosophisch Erhellendes bieten?

Der aus der Fernsehserie „Hubert und Staller“ bekannte Helmfried von Lüttichau tritt mit seinem musikalischen Soloprogramm „Plugged“ an (27. 11.). Christoph & Lollo („Schispringerlieder“) tun sich mit dem fiesen „Flüsterzweieck“ zusammen, ein gemeiner Abend zum Thema „Eskalation im Walzertakt“ steht an (22. 10.). Ein Klassiker: Klaus Eckel wundert sich, „Ich werde das Gefühl nicht los“, unter die Lupe genommen werden „Blinddärme“ menschlicher Verhaltensweisen (29. 10.). Naturgemäß unheimlich.

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