Eingriff durchs Schlüsselloch

Seit 30 Jahren wird in Österreich die sogenannte Schlüsselloch-Chirurgie durchgeführt. Die minimalinvasiven Eingriffe sind für die Patienten deutlich schonender. Die Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie (Bauchchirurgie) am Linzer Kepler Universitätsklinikum (KUK) – vormals AKH – gilt seit 1990 als ein derartiges Kompetenzzentrum.

Prim. Univ.-Doz. Andreas Shamiyeh: „Bei der minimalinvasiven Chirurgie werden die OP-Instrumente über kleine Schnitte zu den erkrankten Organen geführt.“ © KUK

„Die minimalinvasiven Eingriffe haben in den vergangenen Jahren große Veränderungen bewirkt. Mehr und mehr Operationen, die bis dahin über bis zu 30 Zentimeter große Bauchschnitte gemacht wurden, können heute gewebeschonend über kleinste Schnitte durchgeführt werden.

Über diese Zugänge werden Kamera-Optik und spezielle Instrumente eingeführt, mit denen die Operation erfolgt“, erklärt KUK-Primar Univ.-Doz. Andreas Shamiyeh, Vorstand der Klinik für Alllgemein- und Viszeralchirurgie.

Das Spektrum der laparoskopischen Eingriffe umfasst heute das komplette Feld der Bauchchirurgie. Schwerpunkte sind die Behandlung von gut- und bösartigen Dickdarm-, Speiseröhren- und Magenerkrankungen, Gallenblasenentfernungen, Bruchchirurgie, Eingriffe bei Übergewicht sowie Eingriffe an Milz, Leber, Bauchspeicheldrüse und Nebennieren und auch Blinddarmoperationen.

Patienten sind rasch wieder fit

Die Vorteile merkt der Patient am stärksten in der Zeit kurz nach der Operation. Er kann das Krankenbett schneller wieder verlassen und sich selbstständig bewegen. Auch die postoperativen Schmerzen sind deutlich geringer und die kleinen Narben heilen meist schnell und ohne Komplikationen.

Bessere kosmetische Ergebnisse sind die Folge. Insgesamt ist die Rekonvaleszenz verkürzt, die Patienten können daher im Vergleich zu einer klassischen OP wieder früher in den Alltag zurück.

Vor 30 Jahren, im März 1990, wurde im damaligen AKH Linz die erste laparoskopische Operation, eine Gallenblasenentfernung, in Österreich durchgeführt. Die Grundidee stammt schon aus 1910, damals hat Chirurg Hans Christian Jacobaeus mit einem simplen Rohr ohne Gas und Video die Bauchhöhle inspiziert. Dies wurde vor allem nach Trauma durchgeführt, um zu sehen, ob es im Bauch blutet. Dank Ultraschall und CT ist das heute nicht mehr erforderlich.

Als erste laparoskopische Operation gilt der Eingriff von Gynäkologe Kurt Karl Stephan Semm, der 1983 in Deutschland im Rahmen einer gynäkologischen Untersuchung einen Blinddarm entfernte. Schließlich erfolgte durch Erich Mühe 1985 in Deutschland die erste minimalinvasive Gallenblasenoperation. Das Chirurgenteam in Linz rund um Professor Wolfgang Wayand ist sehr früh auf diesen Zug aufgesprungen.

1991 wurden am AKH Linz erstmals Darm- und Lungeneingriffe minimalinvasiv durchgeführt, 1992 Magen-, Leber- und Leistenbruchoperationen. Ein Österreich-Register wurde initiiert, in dem die Ergebnisse von Gallenblasen- und Blinddarmoperationen gesammelt und dokumentiert wurden. Zahlreiche wissenschaftliche Arbeiten folgten, die die Gründung des Ludwig Boltzmann Instituts für operative Laparoskopie zur Folge hatten.

Dickdarm-Chirurgie als Schwerpunkt

Die Entwicklung in jüngster Zeit war durch noch kleinere und weniger Einschnitte in die Bauchhöhle geprägt. Wird nur noch ein Zugang verwendet, durch den alle Geräte eingeführt werden, spricht man von der Single Port Chirurgie. Und mit dem Roboter können die Eingriffe noch genauer durchgeführt werden.

Umso weniger umgebendes Gewebe betroffen ist, desto schneller wird der Patient genesen. Um diese Genauigkeit bei Operationen zu erreichen, hilft der, vom Operateur gesteuerte, chirurgische Roboter.

Absoluter Schwerpunkt am KUK ist die Dickdarm-OP, knapp 100 Kurse für Chirurgen wurden seit 2004 national und international abgehalten.

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