Elif Shafak: Das Flüstern der Feigenbäume

In „Das Flüstern der Feigenbäume“ nimmt Elif Shafak den emotionalen Aspekt des Zypern-Konflikts in den Fokus. Das Buch ist eine Abhandlung der Frage, wie uns Träume prägen und wie und ob sie von Generation zu Generation weitergegeben werden können — verpackt in eine Familiengeschichte.

Der Konflikt setzt den Rahmen, die Gräuel des Konfliktes und deren Aufarbeitung lassen die Charaktere ihr Leben lang nicht los. Ihren Anfang nimmt die Geschichte mit der verschlossenen Jugendlichen Ada, Tochter von Defne und Kostas, 2010.

Ihr vielleicht einziges Talent, so schreibt Shafak: „Sie nahm die Traurigkeit anderer wahr.“ Aufgewachsen in London, unbehelligt vom Zypernkonflikt, der ihre Eltern so sehr prägt, macht ihr ein Schreikrampf in der Schule das Teenie-Leben schwer.

Die Suche nach dem Grund für den öffentlichen Ausfall weckt Fragen über ihre Eltern und ihre Herkunft, über die bisher immer geschwiegen wurde. Mit einfühlsamer und zarter Art blickt Shafak auf Themen wie Identität, Ver- und Entwurzelung und das Erwachsenwerden.

Die Vergleiche in ihrer bildhaften Sprache mögen teilweise schrill wirken, gewöhnungsbedürftig auch der Fakt, dass Bienen, Ameisen und Bäume zu Chronisten eines blutigen Krieges werden. Nichtsdestotrotz beleuchtet die fesselnde Geschichte über die unterschiedlichen Charaktere mannigfaltige Perspektiven auf den Zypern-Konflikt und den unterschiedlichen Umgang mit den Nachwirkungen.

Elif Shafak: Das Flüstern der Feigenbäume. Kein & Aber, 512 Seiten, 25,70 Euro

Das könnte Sie auch interessieren