Energie: Betriebe schlagen Alarm

Preisexplosion bei Strom und Gas führe zu Standortverlagerungen, warnt die WKÖ

Industrievertreter fürchten Wettbewerbsnachteile aufgrund der massiven Kostensteigerungen bei Strom
Industrievertreter fürchten Wettbewerbsnachteile aufgrund der massiven Kostensteigerungen bei Strom © yelantsevv - stock.adobe.com

Der Preisauftrieb bei Strom und Gas bringt immer mehr Betriebe unter Druck: Wie eine aktuelle Umfrage des Energieinstitutes der Wirtschaft (EIW) unter 950 österreichischen Unternehmen ergab, ist bei 20 Prozent der Betriebe aufgrund der Energiepreisentwicklung eine Produktionsverlagerung ins Ausland „eine Option“.

Bei der energieintensiven Industrie (Stahl, Chemie, Papier, Glas, Edel- und Sondermetalle) sind es sogar 40 Prozent der Befragten, die aufgrund der zuletzt teils exorbitant gestiegenen Preise eine Verlagerung überlegen.

„Angesichts dieser Zahlen kann man nicht zur Tagesordnung übergehen und versuchen, die Situation auszusitzen“, sagt Robert Schmied, Geschäftsführer der Schmid Holding (Baumit, Austrotherm).

Strompreis hat sich bei einem Fünftel verdoppelt

Mit der Sparte Industrie der WKO präsentierte Schmid am Donnerstag Details der Studie. So hat sich bei 22 Prozent der Betriebe der Strompreis im Vergleich zum ersten Halbjahr 2021 verdoppelt, bei manchen ist er sogar noch höher ausgefallen. Bei Gas berichten 50 Prozent der Betriebe von Kostensteigerungen, neun Prozent von einer Preis-Verdoppelung. Die Folge sei eine Kettenreaktion, die alles verteuern würde, so Schmid. Tatsächlich geben in der Studie bereits 58 Prozent der Befragten an, die hohen Energiepreise an die Kunden weiterzureichen.

„Situation ist dramatisch“

Auch wollen die Betriebe weniger investieren: 40 Prozent aller Befragten geben an, dass die hohen Energiepreise negative Auswirkungen auf Investitionen im Kerngeschäft haben. Papierhersteller Thomas Salzer, zugleich Obmann-Stellverteter der WKÖ-Sparte Industrie: „Die Situation ist dramatisch – wir müssen jeden Moment überlegen, ob wir überhaupt noch produzieren können.“

Gefordert werden u.a. eine Strompreiskompensation im Rahmen des EU-Emissionshandels, eine Erhöhung der Vorausvergütung der Energieabgabe für Kohle, Öl, Erdgas und Strom sowie eine Evaluierung der Trennung der Strompreiszonen zwischen Deutschland und Österreich.

WKOÖ will finanzielle Hilfen für Industriezweige

Als mittel- bzw. langfristige Strategien wird ein rascher Ausbau der Erneuerbaren Energien, eine schlüssige Wasserstoffstrategie sowie eine Technologieoffenheit bei Gas als Brückentechnologie gefordert. Auch oö. Industrievertreter schlagen Alarm: Erich Frommwald, Chef der Kirchdorfer-Gruppe und Industrie-Spartenobmann der WKOÖ, will finanzielle Hilfen für Unternehmen oder Industriezweige sowie eine Entlastung bei den Netzgebühren.

Frommwald: „Die massiven Kostensteigerungen gefährden die internationale Wettbewerbsfähigkeit der Industrie.“ Eine Sorge der Befragten, die zu 57 Prozent längerfristige Verschlechterungen bei der Stromversorgung (Stichwort „Blackout”) erwarten, konnten gestern Netzbetreiber APG und Austro Control entkräften: „Einen überregionalen Ausfall hatten wir noch nicht und es gibt keine Indikatoren, dass das einmal eintrifft.“ Es brauche aber einen „beschleunigten Netzinfrastrukturausbau“. Die Bundesregierung hat indessen für Freitag zu einem „Energiegipfel“ geladen.

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