Ernte-Bilanz ernüchternd: Großflächig verhagelt

Verschonte Gebiete zufrieden, aber Unwetter machten zu schaffen – Minus bei globaler Versorgung

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Wetterkapriolen – vor allem durch Hagelunwetter – haben den heimischen Bauern heuer die Ernte ziemlich vermiest. Trotz eigentlich guter Vorzeichen.

„Dass ist die Gefahr bei Anbau unter freiem Himmel“, kommentiert Landwirtschaftskammer-Präsidentin Michaela Langer-Weninger das aktuelle (Zwischen-)Ergebnis etwas zerknirscht. „Erst wenn die Ernte sicher eingebracht ist, kann man durchatmen“, betont sie.

„Jahr des Hagels“

Denn grundsätzlich war man in Österreich nicht schlecht unterwegs. Doch dann kamen massive Hageluntwetter. „Der Juni begann trocken und heiß und endete in einer

Serie von Hagelunwettern,

die Oberösterreichs Landwirtschaft in einem bisher nie dagewesenen Ausmaß nahezu flächendeckend getroffen hat. Die von Totalschäden am stärksten betroffenen Gebiete waren die Bezirke Vöcklabruck und Rohrbach“, fasst Langer-Weninger die Geschehnisse zusammen.

Immenser Schaden

Der Schaden an den Kulturen beträgt mittlerweile 51 Millionen Euro. Damit wurde in Oberösterreich knapp ein Viertel der Ackerfläche und ebenso ein Viertel der Grünlandflächen durch die Hagelunwetter stark geschädigt. Dazu kommen heuer Frostschäden bei Obst und Baumschulen in OÖ bisher von 2,5 Millionen Euro.

„Aber nicht nur viele Kulturen wurden regelrecht verwüstet, auch Glas- und Folienhäuser, Rundballen, Christbaumkulturen und Gebäude waren betroffen“, betont Helmut Feitzlmayr, Pflanzenbaudirektor LK OÖ.

Gut versichert

Zumindest finanziell dürfte der Schaden für die Landwirte abgemildert werden. Etwa 93 Prozent der oberösterreichischen Ackerfläche und 50 Prozent des Grünlandes sind

hagelversichert. Die Spezialkulturen, wie Intensivobstanlagen, Baumschulen, Hopfen usw. sind im Wesentlichen durchversichert. Die öffentliche Hand unterstützt hier die Landwirte bei den Prämien. Nicht finanziell abgegolten werden kann allerdings der psychische Druck und die harte Arbeit für den Wiederaufbau.

Deutlich weniger Getreide

Österreichweit wird die Getreide-Ernte heuer deutlich geringer ausfallen. Die heimischen Bauern werden bei Getreide einschließlich Mais einen Rückgang um 400.000 Tonnen auf rund 5 Mio. Tonnen hinnehmen müssen. Die Minderernte erklärt sich nicht nur durch die Witterung, sondern auch durch veränderte Anbauflächen. So wurden weniger Wintergerste, Roggen, Weizen und Triticale angebaut. Ein Flächenplus gab es dafür bei Körnermais, Dinkel und Hafer. Zugewonnen an Anbaufläche haben Sojabohne, Zuckerrübe, Öl- und Speisekürbis. Raps hat weiter verloren.

Maikäfer macht Sorge

Mit Blick auf das kommende Jahr machen sich bereits Sorgen breit. Vor allem in Bezug auf die Maikäfer. Dieser hatte heuer ein Flugjahr, erste Erste Schäden sind bereits im Sauwaldgebiet und Rohrbach aufgetreten. „Das Hauptfraßjahr mit entsprechender Schädigung der Grünlandbestände wird aber 2022 sein,“ so Pflanzenbaudirektor Feitzlmayr.

Rekordernte deckt gerade noch Weltverbrauch

Global gesehen muss man heuer bereits auf Vorräte zurückgreifen, trotz Rekordernte konnte der weltweite Bedarf nur noch gerade so gedeckt werden. „Aktuell liegen bei Weizen 37 Prozent auf Vorrat, jedoch bei Mais sind die Vorräte seit 2015 kontinuierlich gesunken und betragen nunmehr 25 Prozent. Vor allem China hat den Markt in jüngster Zeit leergeräumt und hat die Hälfte des weltweiten Maisvorrats auf Lager“, erklärt die LK-Präsidentin. „Angesichts des weltweit steigenden Getreidebedarfs ist auch die EU gefordert im Rahmen des Green Deals die Voraussetzungen für eine stabile Produktion

sicherzustellen“, mahnt Langer-Weninger, hier auch auf Seiten Europas auf diese Entwicklung Bedacht zu nehmen.

Von Christoph Steiner

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